16.1.07

Eudaimonia, pränatal

Mal wieder Klokunst:
Auf einem der nicht wenigen Herrenklos in dem nicht kleinen Gebäude, in dem ich meine Brötchen verdiene, prangt seit Wochen ein Sinnspruch:

"Glücklich sind die, die nie geboren wurden."

Hmmm. Ahhh. Aha! Oder?
Was will der Autor (ich nehme einmal an, dass es sich um einen Mann handelt, aber das ist nur Verkürzung, in dem ich vom Heterotopos "Herrenklo" gleich auf den Urheber des Sinnspruchs schließe, ohne dabei die Autorfrage zu reflektieren, aber das nur am Rande) damit sagen?

Zunächst erscheint das klar, ergibt sich doch aus der Verneinung des Diktums:

Unglücklich sind die, die irgendwann mal geboren wurden.

Leben ist also scheiße. Mit der Aussage passt der Sinnspruch dann gut aufs Herrenklo.
Meine Frage nun aber ist: Wer kann dem Spruch gemäß glücklich sein?
Ich postuliere, Glück können nur Entitäten empfinden. Ein Wesen, dass aber nie geboren wurde, was ist das? Alles nicht organische Material? Ich glaube nicht, dass das empfinden kann. Also präzisiere ich. Glück ist empfindsamen Wesen vorbehalten. Und dem Sinnspruch gemäß nur denen, die noch nicht geboren wurden. Also Föten.

Wir erkennen also: der Autor muss ein Abtreibungsbefürworter sein.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebes Brot,

da Du hier sächlich, eigentlich aber männlichen Geschlechts bist, möchte ich Dir auch etwas zugänglich machen (auf der Saucy Side of Life), was Dir sonst entginge.

Zveta

Anonym hat gesagt…

Herr Brot, ich liebe Sie dafür, dass Sie die Dinge zu Ende denken, selbst auf dem Klo!

Und es tut mir sehr leid, dass Sie heute keinen Ersatz für Ihre Badehose bekommen haben. Sie hätten wirklich auch meine Short nehmen können (wenn die wohl auch sehr eng gesessen hätte).

Ich gebe Ihnen völlig Recht, dass der Sinnspruchschreiber offenbar das Glück den Föten vorbehalten sieht. Aber dass er daher für Abtreibungen ist, sehe ich nicht; damit machte er die Föten ja wieder unglücklich und seinen wohl tautologisch gemeinten Sinnspruch ganz schnell zu einer Kontradiktion, einer Aussage, die immer falsch ist.
Nein, viel spannender ist doch dies: Der Autor will einfach nicht gebohren werden, will nicht raus aus dem Mutterleib, ist ein Nicht-zu-Ende-Gebohrener, der am liebsten wieder zurückkriechen würde. Pathologisch. Wie der Protagonist aus Eraserhead, sagt meine Lieblings-David-Lynch-Interpretation (ein Film, den ich mir erst mal lieber nicht ansehen werde).

Und so jemand steht dann da und hält sein Ding in die Urinale, grusel.