Du bist so wunderbar

Wenn sich das einheimische Prekariat vor dem Bratspießimbiß gegenüber gepflegt die Fresse poliert, männliche Jungpubertierende Spielplätze statt Businneneinrichtungen demolieren und die Schnapsdrosseln auf den Bänken des kleinen Parks am U-Bahnhof Turmstrasse wieder rischtisch laut Musike hören, dann beginnt in Berlin das, was anderswo Frühling heißt: Die Freakshow.

Alles was irgendwie nicht völlig reibungslos in die Alltagsmaschinerie passt, tummelt sich urplötzlich auf den Strassen unserer kleinen Stadt und geht sich outdoor auf den Sack. Besser als häusliche Gewalt aber nicht so leicht zu ignorieren.

Mich verwirrt die Freakshow anfangs immer etwas.
So dachte ich, als ich heute im Lehrter BahnhofBerliner Hauptbahnhof zunächst der ersten gutaussehenden Zugbegleiterin meines Lebens begegnete und dann einem orangenen und einem blauen Känguruh und später selig tanzenden und folkloristische Gewänder tragenden Menschen aus Südostasien, he Björn, das bildest Du Dir alles nur ein.
Was die Zugbegleiterin angeht: Stimmt.
Die anderen Wesen waren echt. Genauso wie die Hundertschaft junger Menschen unter 1,60m Körpergröße (Super-Casting!), die auf allen Ebenen des Bahnhofs ohne Gnade Kaugummiprobepackungen aus ihren hippen LKW-Plane-Umhängebeuteln unters Volk ballerten, wie weiland Uropa sein MG-Streufeuer vor Verdun.
(Das schöne an Werbung in Blogs: Mensch kann sie ignorieren. Die ITB- und Wrigley-Clowns im Bahnhof stellten sich offensiv in den Weg)

Später auf der Post dreht dann ein älterer Herr durch, als ob ihm sein Schäufelchen weggenommen wurde, weil ein sechsjähriger höflich fragt, ob er sich vor ihm in die Schlange einreihen dürfe.
Und über was unterhielten sich die Teenager, die ich auf dem Weg von der Post nach Hause überholte? Darüber, ob Ümüt jetzt 60 Euro UND drei Tage Knast oder doch eher 60 Euro ODER drei Tage Knast aufgebrummt bekommen hat.

Ach Berlin.