4.8.07

Freunde im Netz

Menschen sind komisch. Seltsam. Gut und böse. Nett, sympathisch oder arrogant. Und das nicht selten alles auf einmal.

Wenn ich schreibe bin ich nicht die Frau, die ihre Schuhe nach Marken sortiert, die Zahnpasta immer zuschraubt und das Fenster in der Küche bei jedem Wetter aufreißt, bevor sie das Haus verläßt. Ich bin anders. Besser. Oder schlimmer, aber das habe ich mir dann ausgesucht. Sonst muß ich so sein wie ich bin. Hier kann ich.

Will man aber erzwingen, daß Texte und Person eine Einheit ergeben, die sich (be)greifen läßt, geht leicht etwas kaputt: Die Freiheit des anderen. Das Schema, in das ich jemanden presse, kann immer nur so groß sein wie mein eigener Horizont. Du sollst Dir kein Bildnis machen. Daher die Angst und Aufregung, was wäre, wenn man sich kennenlernt und dann ganz anders ist, als gedacht. Das eigene Bild vom anderen kann grundfalsch sein. Vielleicht ist dies aber auch gar nicht so schlimm oder überhaupt wichtig: René hat mal geschrieben: Nicht leiden kann man sich hinterher immer noch.

Noch schwieriger wird es, wenn man direkt nebeneinander im Büro sitzt, während man schreibt, und der andere dann entsetzt ist. Weil etwas anders dargestellt wird als man es eben noch zusammen erlebt hat. Weil die Phantasie mit ins Spiel kommt, wo man oft genug platte Wahrheit vermutet, auch weil es einfacher ist. Nicht alles hat genauso stattgefunden, aber das macht es nicht unwahrer. Meine Wahrnehmung ist meine Wahrheit. Meine Welt.

Mit Kollegen bloggen ist daher schwierig. Wir zwei aber treffen den gleichen Ton, meistens zumindest. Wir wissen mit unseren Identitäten umzugehen, mit den Fakten und mit den Texten. Wir sind Freunde auf mehreren Ebenen. Wir spielen miteinander und tanzen, und wenn einer von uns ins Stocken gerät, weil er den Rhythmus nicht versteht, dann führt der andere und es geht wieder weiter.

Ohne Björn Grau hätte ich all dies nicht kennengelernt, nicht verstanden, nicht geschrieben. Wievieles hätte ich nicht erlebt, wenn er nicht neben mir im Büro gesessen und gebloggt hätte. Er hat mir erklärt, wie man Links setzt, immer und immer wieder, hat sich von Johanna, dem Troll, verwirren lassen und war mir nicht böse, sondern immer nur geduldig und auch belustigt darüber, daß plötzlich der Blogwahn ausgebrochen schien, letztes Jahr im Dezember. Björn: Du hast mir mein liebstes Hobby geschenkt. Danke!

1 Kommentar:

Björn Grau hat gesagt…

*mit feuchten Augen* Danke.