21.8.07

Hilfe?

In den Rabatten liegt einer, den Kopf kann er heben, irgendwas murmeln auch. Wird schon wieder, denke ich und will weiter. Die Begleitung aber nicht. Die Begleitung will schauen, wie es ihm geht. Spricht ihn an. Er: Können Sie mir mal hochhelfen? Meine Begleitung: Björn, würdest Du? Ich: OK... Er: Meine Hand ist sauber. Ich packe ihn doch lieber am Arm. Ziehe ihn hoch. Er kann nicht stehen. Torkelt in die Hecke. Knallt wieder hin. Er: Können Sie nochmal? Natürlich kann ich. Er steht mit meiner Hilfe, bedankt sich. Ich schlage ihm vor, sich an die Bushaltestelle zu setzten, da er offensichtlich nicht stehen könne. Er wird erst pampig, dann sondert er Weisheiten ab. Zu sich stehen und son Scheiß. Ich lasse ihn los und erkläre meiner Begleitung, dass wir jetzt weitergehen.

Ich weiß, warum ich solche Typen nur aus der Distanz betrachte und bei erkennbarer Atmung ihrerseits nicht weiter beachte. Und die Polizei kommt in meinem Kiez erfahrungsgemäß bei solchen Fällen auch mindestens 20 Minuten bis sie anrücken. Wenn sie anrücken.

Und zur Vollständigkeit: Es war gegen 12:45 Uhr. Mitten am Tag also.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also Rabatte im Kaufwesen kenn ich ja. Aber das meinst du hier nicht, oder doch?

Anonym hat gesagt…

und zehn minuten später sotzen sie dann wieder mit einem korn in der bushalte.

das soll jetzt nicht zynisch klingen, aber wenn man wegen denen jeden tag die polizei rufen würde, käme eine wache zu nichts anderem als dazu, alkis zu transportieren.

Björn Grau hat gesagt…

jeriko: die rabatten am strassenrand. beete, hecken, büsche und so.

julie: andre drogen. kein alk. der typ roch nach nichts. ansonsten haste vollkommen recht.

Anonym hat gesagt…

Aha, Du bist also Arzt und kannst im Vorbeigehen erkennen, daß es sich nicht um ein diabetisches Koma, einen allergischen Schock, einen orthostatischen Kollaps, bzw. neurologisch begründete Gleichgewichtsstörungen handelt. Bravo.

Björn Grau hat gesagt…

xiongshui: Nein, ich bin kein Arzt. Nein, ich kann all das wohl nicht auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten oder dritten Blick erkennen.
Aber ich habe mich in den vier Jahren, in denen ich in dem nicht ganz so bürgerlich-wohlhabenden Eck lebe, jedesmal (!) wenn ich helfen wollte, zum Affen gemacht. Es waren immer Menschen, die zuviel legale oder illegale Suchtmittel in sich hatten und beim Versuch, ihnen zu helfen immer abgewehrt haben oder ausfällig wurden. Oder so illegal lebten, dass sie auch sichtbar verletzt vor offizieller medizinischer Hilfe flüchteten. Und was Julie über die Alkis in Berlin schreibt, gilt auch für Junkies. Mal davon abgesehen, dass sie chronisch unterbesetzt wegen eines solchen Falls sowieso nur mit langer Verspätung anrücken. Dann ist der "Hilfsbedürftige" meist weg und DU als Helfer wartest um der Polizei ihren sinnlosen Einsatz zu erklären...
Was ich von meiner Hilfsbereitschaft bisher hatte: Dreck, Rempeleien, Beleidigungen, Verspätungen, brenzlige Situationen mit Banden und ähnlichen Scheiß. Aber nie ein gutes Gefühl.
Ich schaue noch, ob ich offensichtlich erkennen kann, dass akut Hilfe nötig ist. Aber ich werde mich künftig nicht mehr darin aufreiben, in Einzelfällen die Mißstände unserer Gesellschaft aufzufangen. Das tut meiner inneren Gesungheit nicht gut. Da setze ich mich lieber in etwas größerem Rahmen politisch für ein menschenwürdigeres Gesellschaftsystem ein. Mag zu abstrakt sein, aber für den Frust des Samariters (dem seine Hilfe immerhin gedankt wurde) im sozialen Brennpunkt bin ich nicht stark genug.

Anonym hat gesagt…

das lernt man beim rettungsdienst: richtig dreckig gehts denen, die keinen laut mehr von sich geben. um die kümmert man sich zuerst. wer schreien kann, hat noch oberwasser.

Björn Grau hat gesagt…

danke, lana. dann mach ich ja wenigstens nicht alles falsch (und die diversen erstehilfekurse haben was richtiges bei mir hinterlassen).