Money left to burn
Es war einmal am Anfang des jungen Jahrtausends, da kaufte das Volk Volksaktien und beim Bild einer platzenden Blase dachten alle an fehlende Toiletten oder Geburten aber nicht an die Börse.
In dieser seligen Zeit, als die neue Mitte regierte, hatte ein junger Mann kurz nach den Schulabschluss aufgrund schräger Umstände auf einmal ein paar Tausender auf dem Konto, die er nicht sofort wieder verkonsumieren wollte. Mit einem Anlageberater überlegte er, was er mit seiner Kohle wohl so anstellen könnte. Als erstes war das Anlageziel zu klären. Das Geld sollte in fünf bis zehn Jahren wieder abrufbar sein und sich bis dahin ordentlich vermehrt haben, um dann irgendeiner Investition zu dienen. Kind oder Auto oder Startkapital für die Selbstständigkeit oder oder oder.
In Absprache mit dem Anlageberater und das Anlageziel vor Augen kam die Kohle in einen Aktienfond. Zur Absicherung wurde vereinbart, monatlich einen kleineren Betrag für neue Fondanteile auszugeben. Denn: Sollte der Fond mal an Wert verlieren, ließen sich so billig Anteile erwerben, die dann, wenn der Fond wieder an Wert gewinnt, dabei helfen, schneller wieder in der Gewinnzone zu sein. So erklärte es der Anlageberater. Insgesamt eine ausgewogene Sache, meinte der. Denn er machte dem jungen Mann klar, dass es immer mal wieder zu Kurseinbrüchen kommen wird. Aber auf die Geschichte hin betrachtet, hätten Aktien immer an Wert gewonnen. Zum Beweis legte er Grafiken vor.
Wenige Wochen nach Vertragabschluss bekam die Blase ein Leck. Sie platzte, in New York flogen Flugzeuge in Hochhäuser, in Afghanistan und im Irak spielten die Amis und ihre Freunde Krieg. Erdöl wurde teurer. Großmutters Vermögen wurde wertlos, weil sich die Volksaktie als Flop erwies. Der asiatische Markt boomte. Der Anlageberater wanderte in den Knast, weil er bei anderen Kunden viel Geld nachweisbar veruntreut hatte. Allerdings nicht bei allen. Zwei Bekannten des jungen Mannes hat er vor dem Knast noch einen Finanzierungsplan für ihren neugegründeten Handwerksbetrieb erstellt, der die beiden bis heute glücklich macht. Das müsse auch erzählt werden, sagt der mittlerweile nicht mehr ganz so junge Mann.
Der mittlerweile nicht mehr ganz so junge Mann aber verlor zwischenzeitlich 65 Prozent seines Guthabens. Trotz aller Zukäufe im Tal der Börsianertränen liegt er aber heute, sieben Jahre später, immer noch mit rund 2500 Euro in den Miesen, verglichen mit dem, was er insgesamt in den Fond eingelegt hat (was, wie gesagt, sein gesamtes Guthaben war). Die Inflation ist da noch nicht eingerechnet, sagt er. Und momentan ist der Kurs mal wieder eingesackt. Immobilienkrise in den USA und so.
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