12.9.07

Wir haben ja sonst nichts zu tun

Die Arbeit an einer Universität bietet reichlich Stoff für Kuriositäten. Meist sind sie dem internen Wahnsinn des Elfenbeinturms geschuldet. Die Königin unter den Absurditäten hat Umberto Eco einst veröffentlicht, als er aus seiner italienischen Hochschule von der Inventarisierung von Klopapier zu berichten wusste und dabei ein auch in Deutschland nicht unmögliches Szenario schilderte.
Manchmal kommen die Wunderlichkeiten aber auch von außen: An den mich beschäftigenden Lehrstuhl wurde dieser Tage eine Mailanfrage gerichtet. Eine Wissensshow im deutschen Fernsehen will in diesem Monat ihren Kandidaten eine literaturhistorische Frage zur Bratwurst stellen. Zur Auswahl sollen wie üblich die richtige und drei falsche Lösungen stehen. Die richtige Lösung hat die Redaktion der Show ermittelt. Bei den falschen sind sie sich scheinbar nicht sicher. Denn sie fragen an, ob wir eine davon als falsch verifizieren können. Einfach so. Als netten Gefallen.
Einer hier soll also jetzt das entsprechende Werk (sehr bekannt, auch als gelbes Heftchen zu erstehen) nach Bratwürsten durchforsten.

Liebe Fernsehshowmacher, lesen könnt ihr doch hoffentlich selbst, oder?
Denn, um es an Eco angelehnt zu formulieren: Das Dumme ist nur: Um diese Lösung zu finden, müssten sich illustre Wissenschaftler tagelang von gemeinnützigen Forschungen fernhalten, würden öffentliche Gelder in Form von Zeit des lehrenden und nicht lehrenden Personals vergeudet.
Wobei: Wissensquizshows dienen sicher dem Bildungsauftrag des deutschen Fernsehens. Also ist die Beantwortung eurer Frage sicher gemeinnütziger als unsere sonstigen Arbeiten. die Quote eurer Sendung erreichen unsere Lehrveranstaltungen und Publikationen sicher nicht.
Wir begeben uns umgehend in die Bibliothek.

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