Bericht=Schreiben von einer verrathenen Courtesie (erster Teil)
Monsieur.
Er verlanget die eigentliche Nachricht von der verliebten Historie, die bey Ausgang der vorigen Woche allhier passiret. Weil ich nun davon gar genaue Kundschafft eingezogen, so will ihm folgendes communiciren.
Dem Herrn Alphonso ist von einem seiner vertrauten Freunde hinterbracht worden, wie seine Liebste einen gewissen Auffwärter hätte, der sich dann am meisten in seiner Behausung sehen liesse, wenn er nicht daheime wäre; Der Alte, dem die Eyfersucht viel Nachdenken machet, beschliesset gleich die Falle auffzustellen, und diese Spitzmaus zu fangen.
Er gibt eine Reise vor, die ihm ohn gefehr fürgestossen, nimmt von seiner Frauen rechten Abschied, und verspricht binnen drey Tagen wieder zurück zu kommen. Sie bittet, ja nicht länger aussen zu bleiben, weil sie sonst hefftig seinetwegen würde bekümmert seyn; Da er sie denn seiner unfehlbaren Wiederkunft umb gesetzte Zeit nochmahls vertröstet, und damit in seinem Reise=Habit sich auff die Gutsche setzet und fortfähret.
Er kömmt aber noch nicht zur Stadt hinaus, als er vor seines Freundes Hinter=Thorwege wieder absteiget, und ihm selbiger auff eine Stube führet, mit Versicherung, wann er ein klein wenig allda verziehen wolte, würd seine Magd bald vorbey streichen, und den Courtisan von seiner Abwesenheit Zeitung bringen, die er denn nur ruffen, und mit Bedrohung und Versprechung nach Gefallen ausfragen könte. Herr Alphonso kömmt dieser Instruction nach, und da er kaum eine halbe Stunde gewartet, kommt seiner Gehmalin extra-Post angezogen. Er fordert sie zu sich hinauff, und setzt ihr so hart zu, biß sie endlich bekennet, daß sie, des Abends umb 10. Uhr zu erscheinen dem Liebhaber solte Ordre bringen.
Aus: August Bohse: Des Galanten Frauenzimmers Secretariat-Kunst. Leipzig 1692, S. 436ff.
Fortsetzung folgt.
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