20.1.08

U-Bahn-Horror in Berlin

Heute morgen gegen 01:35 in der Berliner U7 Richtung Spandau:
Ich steige am Kleistpark in den Zug und setze mich drei Jugendlichen mit Migrationshintergrund gegenüber auf die Bank und denke mir, meine Tante wäre jetzt beeindruckt davon, dass die jungen Leute heute wieder im Anzug ausgehen. Ansonsten sind sie so müde, dass sie dauernd wegnicken.

Wenige Stationen später bekomme ich es mit der Angst zu tun. Auf dem Bahnsteig wartet das Schlimmste, was einem in der Berliner U-Bahn widerfahren kann! Als der Zug hält und sich die Türen öffnen, gibt es kein Entrinnen mehr. Die kommenden Minuten werden die Hölle. Die Horde entert grölend und rücksichtslos den Wagen.
So schlimm sind Gangsterrapper nie in der U-Bahn. Sogar Gymnasialteenies aus Lichterfelde mit selbstgemixten Alkopops auf der Durchreise von der einen zur anderen Flatrateparty sind harmlos gegen das, was ich gestern wieder erleben musste. Ich rede auch nicht von den osteuropäischen Philharmonieorchestern, die tagsüber in den Berliner Bahnen aufspielen.

Liebe Leser! Wenn sie können, meiden sie die Berliner U-Bahn, wenn sie berechtigterweise befürchten, dass sie auf betrunkene Berlinbesucher jenseits der 50 aus westdeutschen Provinzstädten treffen können!
Die Familienkreise und Kegelgruppen, der vereinsmäßig organisierte Partnertausch unter Menschen aus Einfamilienhaus-Ghettos am Rand von Posemuckel, Pinneberg, Wolfenbüttel oder Reutlingen, die Steppjacken- und Fleecewesten-Armada, die asexuelle Onesizefitsall-Fransenponyfrisur mit gebleichten Highlights zum Schnauzbart, die Horst und Erikas, die "Eins kann uns keiner nehmen" anstimmen, sobald sich die U-Bahn in Bewegung gesetzt hat und einen Lärmpegel erreichen, der einer 747 im Landeanflug zur Konkurrenz gereicht, sind die wahre Geißel der Berliner Unterwelt. Das durch lieblichen Müller-Thurgau befeuerte Gegiggel der blöden Weiber von Weinsberg, der sexistische Bratzenhumor ihrer angeheirateten Verbalerotiker, die Ignoranz, mit der diese Menschen anderen U-Bahn-Nutzern auf den Schuhen herumtrampeln und die Aggression, mit der sie ihre alkoholisierte Fröhlichkeit gegen die nervenden Blicke und Kommentare der anderen Fahrgäste verteidigen, DAS ist der Terror, der die U7 vergangene Nacht mal wieder verbreitete.
Zuhause rufen sie die Polizei, wenn jemand ein Bonbonpapier in ihre Garageneinfahrt wirft, aber in der großen Stadt, darf mensch sich ja mal gehen lassen. Machen ja alle. Falsch, liebe Almöhis, Sauerländer und Wattwürmer. Vielleicht macht mensch das in Köln, Aachen oder Mainz. Aber auch nur während des Karnevals.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

abgrenzung ist die halbe miete bei der identitätsstiftung … ;)

Anonym hat gesagt…

Habe kürzlich der U-Bahn mal wieder eine Chance gegeben. Wenn ich sowas mache (ÖPNV oder Bahn, egal), klappt immer irgendwas nicht. Es geht dabei um ca. 3 Versuche pro Jahr, weil es so frustriert. Zuletzt wollte ich irgendwann mittags am Schlesischen in die U-Bahn steigen. Weil ich keine Münzen hatte, aß ich einen Tofu-Burger und hatte das nötige Change. Ticket gelöst und rauf auf den Bahnsteig. Die U-Bahn, die mir eben vor der Nase wegfuhr, blieb gleich wieder stehen (halb im Bahnhof, halb draußen), und nichts geschah. Minutenlang. Keine Durchsage, nichts. Die von dir beschriebenen Jugendlichen stemmten von innen die Türen auf und übersäten den Bahnhof mit ihrer Wortwahl, die einen so denken lässt: Zum Glück bin ich Autofahrer. Als nach weiteren Minuten nichts geschah, bin ich runter und hab ein Taxi genommen. Ich glaube, den nächsten Versuch starte ich 2012.