15.3.08

Parental advisory: Universitäre Wirklichkeit, Teil 6: Exzellenz und Professionalität

Nach langem, sehr langem Studium habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen, mit Ende dieses Semesters meine exzellente Alma Mater zu verlassen und damit der Elite-Uni den Rücken zu kehren.

Dazu muss mensch sich exmatrikulieren. Hab ich getan. Dann bekommt mensch eine Exmatrikulationsbescheinigung. Hab ich bekommen.
Und wie sieht die aus bei einer Elite-Uni? Schlampig und schräg zusammengefaltet, auf ein DinA4-Blatt gepackt zusammen mit der Bescheinigung für die Rentenkasse, die dadurch natürlich auch mit schlampig schrägen Falzen verunstaltet ist. Und ich wette, wer sich nicht schon einmal irgendwo anders exmatrikuliert hat, käme nicht von sich aus auf die Idee, dass es sich bei den zwei Bescheinigungen auf einem Blatt auch um zwei getrennte Bescheinigungen handelt. Ein dezenter Hinweis darauf fehlt, nicht einmal eine Schnittmarke oder so ist aufgedruckt. Aber das ist Korinthenkackerei meinerseits. Genauso wie die Feststellung, dass die Exmatrikulationsbescheinigung noch nicht den 2006 eingeführten aktuellen Layoutvorgaben der neuen Corporate Identity der Uni entspricht.
Den 2in1-Bescheinigungen beigefügt war ein ebenfalls lieblos zusammengefaltetes Anschreiben, dass mich auffordert, doch dem Ehemaligenclub der Elite-Uni beizutreten. Die Spielerei mit zwei nichtkorrespondierenden Schriftarten im Anschreiben übersehen wir mal dezent, dass beim Layouten des Briefs die durch Unterstreichung markierten Hyperlinks nicht in normalen Text umgewandelt wurden, ist jetzt auch nicht sooo schlimm. Aber ich glaube, es wurde vergessen, mir die zweite Seite des Anschreibens mitzuschicken. Jedenfalls gibt es im Text hochgestellte Ziffern, die in der Regel auf Anmerkungen oder Fußnoten verweisen. Solche aber fehlen genauso wie eine abschließende Grußformel der Sachbearbeiterin, die sich in den Briefkopf eingetragen hat oder ähnliches.
Und während auf der Exmatrikulationsbescheinigung der "Freie Universität Berlin" deren Name wie eine Marke benutzt und somit nicht flektiert wird, ist in dem Bettelbrief der Ehemaligen oft genug von der "Freien Universität Berlin" die Rede.

Dokumente, die durch schlampiges Falzen nicht schöner wurden, inkonsequentes Layout und irgendwie fehlende Briefteile: Alles nicht so schlimm und irgendwie auch so, wie es Generatioenen von Studenten von ihren Unis kennen. Aber passt das zur Elite-Uni, zur "unternehmerischsten Uni" Deutschlands? Sieht so ein gelungener Aussenauftritt aus? Nun ja, dies Post geht nur an die Studenten, die sind nicht so wichtig. Nur, wenn meine Bewerbungsmappe so schlampig wäre, wie erfolgreich wohl meine Vorstellungsgespräche verliefen?

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