25.5.08

Samstag am Brandenburger Tor

Auf dem 17. Juni ist irgendeine sportaffine Veranstaltung. Deshalb fressen sie hier alle fettige Bratwürste und trinken Bier. Auf dem 18. März stehen sich italienische Touris und protestierende Studierende/Veganer/Walschützer im Weg.
Der Pariser Platz, auf dem sich immer öfter türkische Brautpaare mit Tor und Quadriga im Hintergrund ablichten lassen (ist das Integration? Anatolische Hochzeit vor preußischem Kriegerdenkmal?), wird übervölkert von japanischen Touris, die sich historisch völlig abwegig gerade hier mit Männern in amerikanischen Uniformen aus dem Kalten Krieg ins digitale Bild fürs Urlaubsalbum setzen lassen.
Mitten auf dem Platz recken junge Menschen Plakate an Latten in die Höhe. Für oder gegen was die wohl protestieren? Aha: "Guided Tours", welche Partei da wieder dahinter steckt? Vielleicht Scientology? Ach nee, die geben ja Dianetik-Grundlagenkurse am Potsdamer Platz und gegenüber vom Alexa.

Auch die Hütchenspieler sind nicht hier, die bleiben gerne am Berliner Dom (war ja schon bei Jesus so, dass diese geschäftstüchtigen Leutchen gerne tempelnah agierten). Dagegen anwesend sind nordamerikanische Ureinwohner im karlmayesken Federkleid, die gespannte Bisonhäute strapazieren und dazu dem dummerweise gerade nicht scheinenden Mond ihr Leid klagen über die Hässlichkeit des Botschaftsgebäudes der Vereinigten Staaten, die ihnen von europäischen Einwanderern einst vor den Latz geknallt wurden. Das machen sie so überzeugend, dass die Passanten gebannt vor ihnen stehen bleiben. Hat man ja noch nie gesehen, Indianer mit Panflöte in Fußgängerzone - Hammer!
Und so hat keiner Augen für die Kreuzberger Breakdancer, die im Frust über mangelndes Publikum ebendieses wie einst bei Handke beschimpfen, anstatt durch Können zu überzeugen oder einfach heimlich, still und leise abzuziehen.

Gab es nicht irgendwo im oder am Brandenburger Tor einen Raum der Ruhe?
Wäre ich das Brandenburger Tor, ich würde die Mauer vermissen.

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