Meine Ostzone

(Bild (cc) von Venti)

Seit ich in Berlin regelmäßig mit Menschen aus den sogenannten neuen Bundesländern zu tun habe, wird die Mauer in meinem Kopf immer brüchiger. Bei Thüringen denke ich schon lange nicht mehr an diesen grausigen Sommerurlaub damals in der Zone. Ich habe richtige Freunde aus dem Ost-Teil des Harz. Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern habe ich schon immer mit Ostfriesen verwechselt. Fast ist es ein einig Land für mich, dieses Schland.

Nur in zwei Fällen bleibt mir die SBZ mental erhalten. Zum einem im Gespräch mit fast allen Ostberlinern und Brandenburgern. Dieser bratzige Slang klingt einfach nach Kettwurst, Trabi und Klappfix. Ich finde das gar nicht schlimm, im Gegenteil, ich mag das sehr gern und ich erfreue mich an diesem Relikt sozialistischer Provinzialität.

Im andern Fall allerdings wünsche ich mir den Ostler in seine angestammte marginale Ecke: Ich kann es leiden wie Bauchweh, wenn ich auf der Autobahn von einem Ossi überholt werde.
Autos mit einem "C" auf dem Nummernschild haben gefälligst zu stinken und lahmarschig auf der rechten Spur rumzugurken! Unglaublich, gerade mal knappe 19 Jahre nach der Wende ziehen Menschen aus Karl-Marx-Stadt in dicken Audis links an mir vorbei. Das darf doch nicht wahr sein!
Dieses Vorurteil ist so tief in mein Denken eingebraben, dass ich jedesmal einen dicken Hals bekomme, wenn die Ossis auf die Überholspur gehen. Zuletzt wurde ich gar von jemand aus Stendal überholt. Mann war ich angefressen.

Erst recht als mir gesagt wurde, das "ST" auf dem Nummernschild für Steinfurt in NRW steht.