irgendwie ist es doch besser im Taxi
Keine Ahnung, wie es ist, im Taxi. Aber vielleicht ist es dort doch etwas intimer als im Linienbus. Aber warum halten wir immer noch an diesem komischen Dogma fest, in der Öffentlichkeit nicht zu weinen (ich lass jetzt mal so Ausnahmemomente wie Beerdigungen außen vor)?
Ich jedenfalls hab heute morgen nach einem guten Gespräch ziemlich aufgewühlt die Intimität einer Wohnung verlassen und noch im Treppenhaus ordentlich mit den Tränen gekämpft.
Statt mich auf der Straße hinzusetzen und mal das rauszulassen, was da war,...
Statt mich mindestens an das nahegelegene Spreeufer zu setzen und so halböffentlich (also nicht zwischen Zeitungsladen und meiner Fußballkneipe im Kiez) zu flennen,...
Ja, stattdessen hab ich die Tränen runtergeschluckt, bin tapfer gewesen (dabei war's gar nix schlimmes, viel eher herrlich schön) und habe mein Tagwerk verrichtet. Dieses bestand zunächst darin, im Buchladen meines Vertauens ein Buch zu bestellen. Immerhin hatte ich da nicht alles an emotionaler Angreifbarkeit runterschlucken können und war dementsprechend nicht in der Lage, wie es sonst gern meine Art ist, die Bestellung effektiv abzuwickeln.
Dadurch konnte mich die nette Verkäuferin in ein absurd-lustiges Gespräch über Weihnachstmotive auf Plastiktüten verwickeln. Und ich habe, auch entgegen meiner sont etwas stoffeligen Art, spontan und ohne äußeren Anlass beschlossen, einer lieben Freundin ein anderes Buch (also nicht das bestellte) mitzubringen.
Emotional erreichbar zu sein hat mir so letztlich einen schönen Vormittag beschert. Ich sollte öfters fühlen.
Und wohl auch öfters weinen. Keine Ahnung, was alles Tolles passieren hätte können, wenn ich mich gar nicht zusammengerissen hätte.
Ich stimme also gegen das Taxi und für den HVV-Bus!
1 Kommentar:
Lieber Björn, "Jetzt weinst du, das tut mir aber leid!" Wie Du aus jeder Situation noch etwas Positives machst, finde ich absolut bewundernswert! Deine Johanna
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