18.2.07

Bärendienst

16-02-07 1302Die Berlinale ist vorbei. Heute noch der Publikumstag, zum Abschluss heute abend kommt nochmal Ozons "Angel". Mit mir (als Zuschauer).
Nie waren so viele menschen da, ob akkreditiert oder nicht. Nie wurden so viele Filme gezeigt. Wie immer fanden die Kritiker die Wettbewerbsfilme in Summe eher enttäuschend.
Besonders genervt aber scheint das deutsche Feuilleton über die Boulevardisierung des Festivals zu sein, wovon die Kollegin Anne ein Beispiel gibt.
Klar, es gab Schrott. Bordertown muss miserabler Mist sein. Notes on a Scandal ist überbewertet. Hollywood macht sich auch immer breiter (der gute Hirte, der gute Deutsche, die guten Stars,...) und tibetische Steppen klingen zwar exotisch, muss mensch aber auch erstmal mögen.
Aber was bringt ein Festival, dass nur auf die hohe Kunst achtet. Was ist das überhaupt? Da gibt es zum Glück keinen Konsens zu. Und es gab ja auch tolle Filme: Irina Palm, Yella, Ferien sowie der koreanische Film über das Mädchen, das ein Cyborg sein will. Selbst der mainstreamige gute Hirte wurde größtenteils gelobt. Die Retrospektive fand Gefallen, chinesische Filme wurden doch unzensiert gezeigt, etc. pp.
Das Plus an Boulevard hängt ja nicht nur an der fehlenden Intellektualität der Berichterstattung oder der Festivalplanung, sondern auch noch an ein paar anderen Faktoren:
1. Festivals sind immer auch Messen und Promoveranstaltungen. Solange Filme eine kapitalistisch zu handelnde Ware sind (sprich an Kinobetreiber vertickert werden müssen), wird das so sein. Und Messen und Werbung leben auch vom Glanz.
2. Der Glamour zieht Publikum und Medien. Damit wird die Berlinale bekannter, damit interessieren sich weltweit mehr Verleiher ihre hoffentlich interessanten Beiträge im kommenden Jahr einzureichen, damit etabliert sich Berlin als Event- und Filmstadt. Und daraus resultieren mehr Hotelübernachtungen, Taxifahrten, Gastroumsätze. Und hoffentlich auch weiterhin Filmproduktionen. Wirtschaftswachstum also. Etwas, was Berlin nicht leichtfertig verschenken sollte.
Klar, der Grad zwischen politischem Filmfest und boulevardeskem Promospektakel ist schmal. Bei zuwenig Prominenz heult die Kulturjournaille, dass das Festival nicht ernst genommen wird von der Fachwelt. Kommen die Stars, dann ist ihnen die Berlinale nicht kulturell genug. Ach, wenn der deutsche Intellektuelle nix zu meckern hat, dann muss schon etwas massiv nicht in Ordnung sein.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es berichtete Björn Brot, der backende Reporter. Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es heißt: Krümel, Krümel, Krümel, und immer an das Frühstück denken!