17.2.07

Immer ist da dieses Rauschen.

Eine Frau sucht den Erfolg. Oder die Liebe? Schwierig, wenn sie davon überzeugt ist, nur den Erfolg lieben zu können. Diese Frau kommt von da, wo’s nicht erfolgreich ist.
Sie kommt auf einen Besuch zurück. Kurz vor der Ankunft, wechselt sie die Kleidung. Neues und altes Leben tragen unterschiedliche Blusen.
Diese Frau trifft schwierige Männer. Aber ihre Sehnsucht nach Glück und Erfolg ist so mitreißend, dass ich denke: Bitte Schicksal, gönn ihr etwas Erfüllung.
Eine Frau hat Spaß an Zahlen, Strategien, Bilanzen. Das ist eine Welt, in der sie sich leicht bewegen kann. Aber mit Befindlichkeiten ist es schwieriger. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie vor dem Misserfolg weggelaufen ist. Sie will beim nächsten Mann nicht alles falsch, machen. Will alles tun, dass dieses eine mal endlich der Traum vom großen Deal (oder Glück? Aber wo ist da schon der Unterschied?) wahr wird.
Sie hat Angst vorm Scheitern. Sie will das Glück zwingen, gibt dabei vor, dass sie neue Kleider kaufen will.
„Yella“ ist ein intensiver Film, der von der großen Schauspielleistung seiner Hauptdarstellerin lebt. Nina Hoss ist wandelbar wie wenig andere ihres Fachs. Das Schillern des Mädchens Rosemarie oder die sorglose Egomanie der Hippiemutter in Elementarteilchen, von beidem hat die Figur Yella nichts. Misstrauisch, sehnsüchtig, leise, eilfertig und dennoch bestimmt, so zeichnet Nina Hoss ihre Yella. Sie ist das verletzte Kitz und kalte Fallenstellerin in einem. Sie ist zurecht bei der gerade zu Ende gehenden Berlinale mit dem silbernen Bären für die beste Schauspielerin ausgezeichnet worden.
Yella hält sich in eigentlich leeren Räumen auf: das verlassene Expo-Gelände in Hannover, funktional und lieblos eingerichtete Besprechungszimmer. Nüchtern möblierte Hotelzimmer, ein schon sichtbar entvölkertes Wittenberge in der ostdeutschen Provinz. Yellas innere Einsamkeit als Erfolgssucherin unter den Gescheiterten (und irgendwie sind eigentlich alle anderen gescheitert) korrespondiert mit dem fehlenden Fußvolk in einer Filmwelt, die nicht ganz so metallen fotografiert ist wie in Petzolds vorangegangener Arbeit „Wolfsburg“, aber immer noch weit von Wärme entfernt ist.

Die Geschichte des Films nachzuerzählen, ist so unnötig wie, was das Ende angeht, unfair. „Yella“ ist kein Film über fehlende Perspektiven auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt. Er ist auch kein Film über gefühlsfremden Kapitalismus, über ökonomische Zwänge und Verblendungen oder über die Emanzipationsversuche einer jungen Frau. „Yella“ erzählt von der Frage, was Glück ist, und der Suche nach ebendiesem. Und das in einer Erzählweise, die immer Hoffnung macht, dass es jetzt klappen wird, und dennoch nie verheimlicht, dass in jedem Moment auch alles scheitern kann.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das macht ja beinah Lust auf Kino, Herr Björn. Aber arme Stöckchenempfänger kommen trotzdem nicht raus, sie hocken lieber vorm PC.
ZZoni