25.3.07

Ich hab deine Schwester angeschaut

Vor ungefähr zwei Wochen hatte ich beruflich mit einer jungen Muslimin zu tun. Sie trug ein stramm um den Kopf liegendes Kopftuch aus einem dunkelrosa Stoff mit einem aufgedruckten Muster. Ihre Kleidung war hochgeschlossen aber körperbetont und äußerst adrett.
Sie stellte mir mit charmantem Lächeln und offenem Blick ihre Fragen, ich versuchte, meiner Beraterfunktion gerecht zu werden und sie zu beraten.
Sie war witzig, intelligent, sympathisch und hatte ein sehr hübsches Gesicht. Die Unterhaltung ging eine Weile, ging über die reine Informationsvergabe hinaus, wir lachten gemeinsam, hielten Smalltalk.
Landläufig würde die Szenerie wohl als Flirt erkannt werden. Aber geht das, mit einer gläubigen Muslimin zu flirten?
Und hypothetisch weitergedacht: Wäre sie mit mir ausgegangen? Wie weit wäre sie gegangen? Wann hätte ich konvertieren müssen, um mit ihr mehr als nur Konversation betreiben zu dürfen?

Auf was ich raus will: Das mit dem Kopftuch wird ja meines Wissens nach auch damit begründet, dass die Damen der Schöpfung bei uns triebgesteuerten Männern keine Begehrlichkeiten wecken sollen. Zumindest meine Reizrezeptoren reagieren jetzt aber nicht nur auf Haupthaare und nackte Haut, sondern auch auf Blicke, Bewegungen, Lächeln, Klamottengeschmack, Witz, Charme etc. Der Typ moderne Muslimin fällt damit nicht komplett aus meinem Beuteschema raus.
Solange sie aber aus Glaubensgründen Kopftuch tragen, werden sie wohl kaum libertäre Kennenlern- und Beziehungsformen mitmachen. Ich aber will nicht heiraten müssen, um die Frau berühren zu können.

Zum Glück liegen zwischen mir und der Frau an meiner Seite keine religösen Gräben, ich habe also kein echtes Problem.
Aber so grundsätzlich beschäftigt mich das schon. Vollverschleierte Frauen oder Frauen, die von ihren Männern weggesperrt werden, sind ein menschenrechtliches aber kein emotional-persönliches Thema. Attraktive, im öffentlichen Leben selbstbewusst auftretende und dennoch tiefgläubige Musliminnen aber werfen im Wortsinne eigene Fragen für mich auf.
Meine Großmutter ist katholisch geworden, um meinen Opa heiraten zu können (So weit von den konservativen Wertvorstellungen und Frauenbildern mancher Moslems sind viele Christen bekanntlicherweise nicht entfernt). Schade, dass ich die beiden nicht mehr fragen kann, wie das damals war...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mir haben kürzlich zwei extrem chauvinistische und gleichzeitig seltsam selbstreflektierte junge Türken erzählt, dass die Jungfräulichkeitskontrollen (als Heiratsvoraussetzung) vermehrt zu Analverkehr bei jungen Türkinnen führt - eine sexuelle Variante, die, verglichen mit dem vorehelichen Verkehr, wohl fast ebenso tabuisiert ist.

Ein anderes Thema war: Vorehelicher Verkehr ist von Elternseite auch bei jungen Männern nicht gern gesehen, Frauen mit nach Hause bringen geht schonmal gar nicht. Zugleich wirst Du als junger Türke aber spätestens mit Mitte 20 sehr schief und als unmännlich oder womöglich sexuell anorm angeschaut, wenn Du bis dahin noch keine Freundin hattest.
Wie wird das also gelöst? Auf Hochzeiten oder anderen Großfeiern fackeln beide Seiten nicht lange und machen ihre ersten Erfahrungen im Nebenraum.
Danach wird dann allerdings wirklich schleunigst geheiratet - und (wenn auch mit verheimlichten Ehebrüchen) ein Leben lang zusammengeblieben.

In unserer liberalen Kultur dagegen ist das Zusammenfinden und einen idealen Partner suchen schon sowas von hochstilisiert, dass kaum noch jemand eine Beziehung auf die Reihe bekommt, ohne alles nach zwei Monaten komplett zu hinterfragen - und dann das Handtuch zu werfen.