11.4.07

live-etikettieren

Jetzt bei re:publica:
Die Diskussion: "Brauchen wir eine Blog-Etikette"
Wer auf dem Podium sitzt, steht hier.

Stefan Niggemeier sieht wieder bärig aus und windet sich etwas raus, was Johnnys Fragen zur Moral betrifft.
Herr Professor Kuhlen: "So etwas wie Etikette entwickelt sich in den Räumen, in denen wir uns bewegen."

Kuhlen: "Blogetten". schönes Wort.
Aber im Ernst: Er sagt, Etiketten funktionieren nur mit Sanktionsmaßnahmen... Und wer sanktioniert dann? Wir gründen unseren eigenen Staat?

Dazu Don Dahlmann: Etikette (zumindest eine vorab vorgegebene) schränkt ein und stört Kreativität. Es sind eh nur ein paar wenige, die sich nicht benehmen können. Um die in den Griff zu kriegen, müssten alle eingeschränkt werden. Findet Dahlmann blöd. Hatter recht, würde ich jetzt mal unreflektiert sagen.
Einigkeit herrscht bei Dahlmann und Niggemeier, dass Kommentare, die beleidigen oder diffamieren gelöscht gehören.

Kann ich alles unterschreiben. Da sind sich alle so einig, da fehlt's an Konfliktpotential in der Diskussion...
(16:27)

Jetzt diskutieren Dahlmann und Kuhlen darüber, wo der Unterschied zwischen journalistischen Texten und Blogtexten ist. Seid ihr Off-Topic, Jungs? Oh ganz schnell ging's zu den Regeln im "echten" Leben...
Wir wissen alle, dass wir keine fremden Kleiderschränke durchwühlen sollen und niemanden töten dürfen. Wenn wir diese "reales"-Leben-Regeln auch beim Bloggen einhalten, dann braucht's keine Regeln, dann reichen Gesetze. Brave Demokraten. ;)

Jetzt der Senior auf dem Podium: Prof. Kuhlen ermuntert, klassische Regeln zu durchbrechen, um Neues zu entwickeln. Bloggen als Avantgarde.
Wieso sind heute die über 50jährigen radikaler als die 40er???

Jetzt differenziert der Herr Kuhlen: Bereichsspezifische Etiketten. Welche Regeln mein Bloggen haben könnte, hängt auch davon ab, was ich bloggen will. Womit wir wieder bei Jan Schmidt von heute mittag wären: Die Blogosphäre gibt es nicht. Es gibt nur ein technisches Hilfsmittel, das für verschiedene Formen des Publizierens dient.
(16:39)

Wenns Streit gibt, würden Dahlmann und Kuhlen nicht zum Rechtsanwalt laufen. Wenn ich will, dass das Internet alles darf, dann muss es das auch bei mir dürfen. Wie das die lawblogs finden?

Johnny: "Nun ist das blöde, dass wir uns alle ziemlich einig sind." Er meinte glaube ich Kleinbloggersdorf. Passt aber auch etwas zur Diskussion...
(16:46)

"Die Gesetze der Gesellschaft gelten im Netz auch", sagt Niggemeier. Aber wenn mir die Gesetze der Gesellschaft nicht passen?
Dahlmann ist kritischer: "Da die deutsche Juristerei immer zwei Jahre hinterher ist, wird das nix." Aber: Es gibt ja schon Regeln, sagt er. Quellen angeben, zum Beispiel.
Jetzt wird's spannend, denn Niggemeier bringt den Don Alphonso ins Spiel (Wo ist der eigentlich? ;)). Der setzt eigene Regeln und zwingt uns Blogger dann über Regeln nachzudenken.
Jetzt merkt's der Johnny es auch: "Wir sind uns viel zu einig."
(16:52)

Der Alte ist gut. Kuhlen bringt das Thema Copyright ins Spiel. Blogger können alte, für das WWW nicht mehr angemessene Regeln (Gesetze) bewusst brechen oder zumindest scharf hinterfragen, um sie zu Fall zu bringen.
Also nicht selbstbeschränkende Regeln, sondern neue Freiheiten erschreiben.

Gerade hat ein Konferenzteilnehmer, dessen Name ich nicht mitbekommen habe, mehr Medienrecht für Blogger gefordert. Ok, wieviel Semester muss ich studieren, bevor ich hier weiterschreibe. Wir könnten ja vor jeden Bloghoster einen Medienrechtstest setzen. Ob Tokio-Hotel-Fans dann noch bloggen?
Und nun ernsthaft: Ja, ich versuche mich in diesen juristischen Themen weiterzubilden, aber als work in progress und nicht als Zugangsberechtigung. Es braucht auch Freiräume und Kinder müssen laufen lernen, indem sie auch ma hinfallen. Und nicht durch ein Proseminar in Sportwissenschaft.
(17:04)

Marcel von Mein Parteibuch bringt aus dem Publikum einen interessanten Gedanken: Die amerikanischen Blogger denken über Selbstbeschränkung nach, weil sie viel Meinungsfreiheit haben, in Deutschland darf weniger frei gesagt werden, also sollten wir darüber nachdenken, mehr Meinungsfreiheit zu erstreiten.
Also Regeln ausreizen und Einengungen brechen ist ja gut und richtig, aber stimmt das mit der großen Freiheit in USA denn?
Ich weiß es nicht. Er konnte es jetzt spontan auch nur behaupten. Weiß jemand was?
(17:10)

Der bloggende Focus-Journalist, der vorhin sagte, er könne die volle Verantwortung für die Kommentare der Leser seines Blogs übernehmen, hat jetzt verraten, wie er das macht: Er gibt die Problemfälle an die Rechtsabteilung des Verlags weiter.
So mach ich das auch immer. Hahahahaha.

Kuhlen fragt jetzt nach den Regeln, an die sich die Blogrezipienten halten könnten/sollten/müssten und denkt über die Definition von "Information" vs. "Wahrheit" nach. Ich hab aber leider nicht aufgepasst.

Gerade kam die Frage nach Werbung in Blogs. Das tut den Puristen weh und ist ein echtes Problem, wenn es an Transparenz fehlt. Johnny (ja der mit der eigenen Blogwerbevermittlung...) verweist auf andere Panels und schließt mit dem Kommentar aus den Teilnehmerkommentaren:
"Die Diskussion über die Etikette ist wichtiger als die Etikette selbst."
(17:20)

Das war alles so viel und ging so schnell, ich hab keine Ahnung, wie informativ dieser Live-Post jetzt war. Feedback bitte. Ich mach jetzt Pause, lade den Akku von Rechner und mir. Und irgendwann in den kommenden Tagen lese ich das hier mal in Ruhe durch und überlege, ob ich mich als Liveblogger mag.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Harry Hirsch, Harry Hirsch, wir danken Ihnen! Wir lieben Sie und Ihre Live-Berichterstattung, denn diese war es auch heute morgen, die Uns (ohoh, jetzt werd ich großkotzig, hihi) ganz hibbelig und heiß auf die re:publica gemacht hat.
Nein, im Ernst, das war mir informativ genug, die einzelnen Themen kann man bestimmt auf der offiziellen Homepage und nachbearbeitet noch tiefgründiger referieren / reflektieren, aber um einen ersten Eindruck zu bekommen, war das hier schon sehr nützlich.

Anonym hat gesagt…

Ich mag Dich jedenfalls als Live-Etikettierer! Und sonst auch, natürlich!