16.5.07

Den Souverän vor sich selbst schützen

Wir sind zu fett.
Weil wir die ganze billige und bequeme Industrienahrung fressen.
Aber anstatt die Nahrungsmittelindustrie in die Verantwortung zu nehmen und sie darauf zu verpflichten, ihre Kunden nicht krank zu füttern, hackt die Gesundheitsministerin auf den Endverbrauchern rum.
(Schönes Kommentar dazu hier (RealPlayer oder vergleichbares Programm vonnöten!))

Rauchen ist ungesund.
Aber anstatt die Tabakindustrie an die Kandarre zu nehmen, wird das Problem an den Endverbraucher abgewälzt und ein Rauchverbot diskutiert.

In beiden Fällen ist ein Problem erkannt, in beiden Fällen kann die Lösung mehr Gesundheit bringen. In beiden Fällen aber muss Lieschen Müller sich anstrengen, weil die Regierung das den großen Konzernen nicht direkt zumuten will.

Ich halte Anarchie für nicht praktikabel in derart großen und heterogenen Gesellschaften wie der der BRD. Ich sehe ein, dass wir uns gemeinsam Regeln erstellen, die das Zusammenleben ermöglichen. Und da eine Vollversammlung mit 80 Millionen etwas unübersichtlich wird, finde ich es theoretisch auch richtig, dass wir das Regel erstellen von Stellvertretern besorgen lassen.
Ich sehe ein, dass die Missachtung der Regeln Konsequenzen haben sollte. Und dass die jemand durchzusetzen hat, der das stellvertretend für alle besorgt.
Das gilt für mich, solange die Stellvertreter kontrolliert werden von allen.

Genau das machen wir doch an der Wahlurne, Björn.
Machen wir das? Wieso kommt es dann, dass Einschränkungen immer die Kleinen treffen?

Weil sich die Machtelite verselbstständigt hat. Das kann sie, weil wir sie nicht daran hindern. Das kann sie aber auch, weil sie es uns schwer macht sie daran zu hindern. Dazu gehören Angstszenarien unserer Innenminister, die versuchen über ihr vermeintliches Expertenwissen den Bürgern einzureden vor was sie Angst haben müssen. Das wird unterstützt dadurch, dass selbst wenn wir wollen (was für viele oft nicht der Fall ist, leider), wir nicht immer genug Informationen haben, um die angeblichen Experten zu widerlegen.

Auch Demoverbote im näheren Umfeld des G8-Gipfels machen es uns schwer, unseren angeblichen Vertretern klar zu machen, dass uns was an ihrem Tun nicht passt.
Eine Bannmeile mag vor Gewalt (für die es beim Verfassungsschutz KEINE konkreten Verdachtsmomente gibt!) gegen die Volksvertreter schützen. Sie sorgt aber auch für ganz viel Distanz.
Wir haben keinen Kontakt mehr zu "denen da oben". Weil es den meisten von uns egal ist. Aber auch weil "die da oben" keinen gesonderten Wert auf den Kontakt legen.
Das ist eine Sauerei. Das ist undemokratisch.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Willkommen im neuen Deutschland...

Ach mensch, wenn man nur wüsste, wie man dieser Ungerechtigkeit entgegenwirken könnte.

Anonym hat gesagt…

Tja. Für mich besteht im Kern die Frage, warum Deutschland mit zwei Stimmen spricht. Auf der einen Seite die Wir-machen-alles-besser-Rhetorik aller Parteien und auf der anderen Seite die Realität draußen. Auf der einen Seite die schicke Anzug-und-Kostüm-Darstellung im Fernsehen, auf der anderen Seite hemdsärmlige Absprachen zwischen Lobbyisten und Staatssekretären. Auf meiner Suche nach einer Antwort bin ich auf ein Buch gestoßen, das ich hier empfehlen will. Es ist nicht von mir, und ich habe nichts davon, wenn man es kauft. Es ist einfach nur gut. Es ist von Elke Schlehuber und Rainer Molzahn und heißt "Die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels". Wünsche viel Spaß beim Lesen.