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Seit zwei Tagen bin ich zurück vom Gipfel. Ergo bin ich im Tal.
Ich suche nach Formulierungen, nach thematischen Abgrenzungen, versuche zu sortieren.
Ich will über meinen Frust des Gipfelprotests schreiben.
Über die Freude des Protests genauso.
Über die Polizeigewalt (und damit auch noch mal über die "autonome" Gewalt, die sich etwas anders darstellt nach einer Woche...) und den Einsatz der Bundeswehr zum Gipfel will ich schreiben.
Einerseits.
Andererseits bin ich müde.
Andererseits schwirrt mir der Kopf. Als ob sich die Hubschrauber, die tagelang die Klangkulisse für den Protest lieferten, in meinen Kopf geflogen sind. Ich reagiere mittlerweile allergisch auf Hubschrauber.
Gestern auf der Hochzeit saßen wir in unserem besten Zwirn beieinander. Menschen, die teilweise erst wenige Stunden zuvor die Blockaden rund um den Zaun verlassen hatten. Ein seltsames Schauspiel, jetzt in Anzug und Festkleid im Garten des Festsaals in Berlin zu sitzen und sich zu erzählen, wie es war, gestern, vorgestern, vorhin rund um Heiligendamm. Und dann sofort die kritische Analyse beginnen. Wie anstrengend die Linksruck-Kader sind, wie aggressiv vor allem südeuropäische ProtestgefährtInnen aufgetreten sind, ob und wie attac oder mindestens deren Sprecher Peter Wahl sich mit ihrem Anbiedern an die Staatsgewalt ins Abseits gestellt haben und so weiter und so fort.
Als wir am Freitagabend aus Rostock nach Berlin zurückkamen, ging es kurz noch in einen Supermarkt, zwecks Lebensmitteleinkauf. Nach drei Tagen kommerzfreiem Camp und Wandern an der Ostseeküste stand ich vor den Regalen mit den bunt verpackten Waren und war handlungsunfähig. Zuviel. Zu krass der Wechsel aus der werbefreien Welt in die Dauerpropaganda.
Nachdenken über das Leben im Falschen. Über persönliche Konsequenzen. Über Perspektiven. Über Kategorien. Über Gleichgesinnte. Gibt's die?
Nachlesen, was sonst so passiert ist. Das Kotzen kriegen.
Morgen wieder arbeiten. Alltag. Hab mich heute schon mal vorbereitet. Schreibtisch aufgeräumt. Hat etwas gedauert. Ich fühl mich aber gewappnet.
Krass, wie viel in ein paar Tagen alles passieren kann.
Die zwei Tage ruhig angehen zu lassen, war bitter nötig.
Langsam wieder Fahrt aufnehmen.
3 Kommentare:
ich wünschte, mir würde es da so gehen wie dir
wie geht es Dir denn?
ich weiß nicht
viel zu indifferent
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