26.8.07

Ordentlich durcheinanderbringen

Auch wenn mich außer Miss Sophie niemand gesehen hat: Ich war bei der zweiten Nacht von 9to5.

Das erste Fazit: Vielleicht doch lieber Festanstellung. Muss ja nicht ne volle Stelle sein.

Das zweite Fazit: Schwenzel hat's getroffen.

Das dritte Fazit: Hätt ich mich mal nicht von den Mitte-Hippstern und dem für ein sich auch politisch gebendes FestivalCamp ziemlich unausgegorenen Verhältnis von Party und Debatte (da ändern auch die von niemandem gesehenen und vor völlig uninformierte Menschen gedrehte US-Dokus mit dem Label "gesellschaftskritisch" nichts dran) abschrecken lassen.*
Beim Anhören des Podcasts der Diskussion zum "linken Neoliberalismus" beim 9to5 merke ich jetzt doch, dass ich zumindest am dritten Tag was verpasst habe. Oder?
Denn einerseits gefällt mir der Aufruf von Mercedes Bunz zum linken Neoliberalismus im Gegensatz zum Schlagwort selbst, sehr gut. Nicht, weil ich nach einmaligem Hören sagen könnte, ich stimme ihr uneingeschänkt zu. Aber die These "Der Neoliberalismus ist da. Jetzt gilt es, damit von links aus umzugehen statt Panik zu machen." reizt zum Weiterdenken. Auch Christian Rickens als quasi konservativer Mahner in der Podiumsdiskussion ist bei allem, was mir inhaltlich an seiner Argumentation nicht gefällt, gut zu hören.
Andererseits geht mir das mit technoidem Vokabular durchzogene und planlose Schlagwortgeseier und der Versuch, dauernd durch gesprochene Querverweise auf andere Veranstaltungen des 9to5 (Im Sprechen gibt es nun aber keine klickbare Links...) zu zeigen, wie toll hier alles ist, des Holm Friebe unendlich auf den Zeiger: "Ich weiß auch nicht genau, was ich damit meine, aber ich habe so eine vage Vorstellung."
Es ist billig und unfair, von Menschen, die was reißen wollen, gleich messianische Ausführungen zu verlangen. Work in Progress ist schon in Ordnung. Aber ein Referat vorbereiten auch. Und wenn sich Holm Friebe nicht so sehr in seinem "Ich komm doch zu nix und muss deshalb dauernd improvisieren" baden würde, wäre vielleicht auch zu merken, dass er nicht nur rumlabert.


Was ich übrigens echt tragisch finde, ist Kurt Beck als "links" zu bezeichnen. Und sei es, um zu zeigen, dass er es nicht ist. Ich dachte, dass sei klar. Wobei sich ja selbst WählerInnen der Grünen als links bezeichnen...


Und wie bei jeder Podiumsdiskussion krankt es auch hier daran, dass das Publikum mit seinen Fragen nie auf den Kern des Themas eingeht, sondern meist (wenn überhaupt) auf die Randgebiete.

Naja.


*Das Jeans Team war toll! Konzertbericht folgt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hi björn,

deine empfindungen des missverhältnisses und der mangelhaften, gar ungenügenden vorbereitung der meisten vortragenden kann ich nur bestätigen, bzw. bekräftigen.

leider.

vielleicht beim nächsten mal weniger aufwändige konzerte organisieren und integrieren und stattdessen eine woche lang auf dem land ohne wlan an einem guten thesenpapier und vortragsstil arbeiten??????????