1.12.07

Entschuldigungs=Schreiben eines, der sich in Gesellschaft von Frauenzimmer vollgetruncken.

Mademoiselle.

will diesen Brieff voran schicken, daß er meinetwegen umb Vergebung meines gestrigen Excesses bitten soll, ehe ich selbst mich einfinde, meinen Verweiß zu hohlen. Doch wo sie allzuscharff gegen mich verfahren wollen, so gebe ich es ihnen selbsten Schuld, daß ich so truncken worden, und daher seynd sie einiger massen obligiret, mir die daraus erfolgten Unhöfflichkeiten nachzusehen. Warumb brachten sie mir so offtmahls solche verpflichtete Gesundheiten zu, und berühreten nur den Wein mit ihren schönen Lippen, davon er hernach einen solchen Amber=Geschmack bekam, daß es einem wohl muste zu Kopffe steigen, dem es auszutrinken gegeben wurde. Uber dieses machten die Betrachtungen so schimmrender Augen, und Schneeweissen Brüste alle Geister bey mir so auffrührisch, daß es nicht Wunder, wann mir zuletzt das Gehirne würblich ward. Diese beyden Ursachen sollen, glaube ich, schon wichtig genug seyn, meine begangenen Schwachheiten zu entschuldigen: WO sie aber nicht zulangen, so ersetzen sie das ermangelnde durch ihre Gütigkeit und gläuben, daß ich so wohl nüchtern als auch truncken bin

Mademoiselle

Dero ergebenster Diener.

(August Bohse: Des Galanten Frauenzimmers Secretariat-Kunst. Leipzig 1692, S. 356f.)

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