19.1.08

Bleiben sie nicht zu lange auf dem Klo!

Ein paar schnelle Bier in Mitte und vor Mitternacht nach Hause, weil morgen früh muss ich noch früher raus und helfen, einen Umzug zu bewältigen. Am Hauptbahnhof noch einen kurzen Zwischenstop bei einem Fastfoodrestaurant. Während ich mir auf die kleinen Bier noch einen halben Liter Imperialistenbrause kippe und entgeistert auf den Typen starre, der in bayrischer Tracht am Getränkeautomaten steht, nuckelt am anderen Ende des Restaurant ein Obdachloser an seinem mitgebrachten Bier.
Das Personal tuschelt. Mal sehen, wann die Ordnungsdienste den Obdachlosen zu entfernen suchen. Hoffentlich ersparen sie sich das. Der Herr ist friedlich, hat offenbar zum Fremdbier auch restaurantinterne Kartoffelstäbchen erworben und stört niemanden. Das Personal tuschelt weiter.
Ich muss pinkeln. Vor der Toilette steht ein Schrank von Mann im weißen Kittel und kassiert 50 Cent pro Klogang. Ich frage ihn, ob ich auch für 30 dürfte, mehr ist nicht mehr im Geldbeutel. Er sagt: "Ja, kein Problem." Und: "Nach ihnen." Ich wollte eigentlich allein ans Pissoir treten…
Während ich Wasser lasse kommt ein kleiner Asiate herein (der Schrank blieb doch vor der Tür) und erledigt sein kleines Geschäft schneller als ich, was dazu führt, das wir uns vor dem kleinen Waschbecken erstmal einigen müssen, wer zuerst Hände waschen darf. Der adipöse Germane gewinnt.
Ich bin gerade dabei, die Hände abzutrocknen, als zwei Uniformierte in die Toilette kommen und streng "Guten Tag" sagen. Hinter ihnen folgt der Restaurantleiter und bedeutet den Beamten, dass sie mich und den Asiaten in Ruhe lassen sollen und weist auf die abgeschlossene Tür der Box fürs große Geschäft. Die Beamten positionieren sich vor der Tür, einer klopft. Hinter der Klotür schallt es klar und deutlich: "Ja, bitte?" Der Beamte ruft: "Guten Abend, Bundespolizei. Bitte öffnen sie die Tür!" "Wie bitte???"
Ich entferne mich unauffällig, gebe dem Schrank im weißen Kittel die versprochenen 30 Cent und verlasse den gastronomischen Betrieb. Der Obdachlose nuckelt weiter unbehelligt an seinem Bier. Gut so.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

die Boxen sind aber auch für Schüchterne. oder Pärchen.

Unknown hat gesagt…

Unglaublich.
Aber das mit dem Bezahlen war ungesetzlich.
/me schenkt Herrn G. den § 4 Absatz (4) der GastV Berlin

Unknown hat gesagt…

neuer Versuch GastV

Anonym hat gesagt…

Da muß ich dem einen Attribut stark widersprechen, daß Sie versuchen uns unterzuschieben: Adipös sind Sie nun wirklich nicht. Lieber Herr Graubrot,ich kenne dieses Problem.
Ihr Nahrungsaufnahmebedarf steht nur in einem schlechten Verhältnis zu Ihrem verzögerten Stoffwechsel.

Anonym hat gesagt…

(Hat der Herr Logopäde den selben Gedanken wie ich. Sie und adipös, pff. Das ist ja fast so, als würde sich die schlankste meiner Kolleginnen bei mir beschweren, wie dick ihr Bauch sei.)

Björn Grau hat gesagt…

@annika: Da hast Du recht. Ich fand's ja auch befremdlich, dass die Polizei da anrückte.

@cara: ich weiß, dass sie da auch jemanden unbezahlt drauflassen müssen. Ich würde auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie in besagtem Laden offensichtlich so tun, als MÜSSTE man zahlen, oder ob sie die 50 Cent Gebühr nur empfehlen. Aber der weißkittelige Schrank freut sich sicher über ein Zubrot. Wie auch immer, wenn die Blase drückt, fang ich nicht an über §4 (4) GastV zu diskutieren Und das wissen die Gastwirte leider auch ;-)

@logopäde/jette: Ihr seid lieb (aber mein BMI ist spürbar über Idealgewicht, believe me)!

Anonym hat gesagt…

größer als 30?
Ich glaube nicht Tim, äh Graubrot.

Fishing for compliments at it's best, Herr Graubaguette.

Björn Grau hat gesagt…

ok, ein bmi von 26,5 ist "präadipös". da hab ich ja nochmal glück gehabt. ;-)