19.1.08

Ihr habt da was nicht verstanden

Liebe Politiker, die Ihr nun direkt oder indirekt zum Boykott von Nokia aufruft (allen voran liebe SPDler):

Ihr seid ein verlogenes Pack!
Natürlich ist es zum Kotzen für die tausenden Bochumer Beschäftigten des Mobiltelefonherstellers, dass sie jetzt ihren Job verlieren. Aber das ist Kapitalismus in seiner europäischen Form! Das ist Eure beschissene Politik!

Wer einerseits Privatwirtschaft will, andererseits aber deren Schalten und Walten durch Subventionsfluss zu regulieren versucht, der darf sich nicht wundern, das Unternehmen dorthin wandern, wo es am meisten zu holen gibt. Das ist betriebswirtschaftlich sinnvoll.
Und kommt mir jetzt bitte nicht mit sozialer Verantwortung der Unternehmen. Wenn Nokia im wohlhabenden Immer-Noch-Ein-Wenig-Sozialstaat Deutschland Tausende auf die Straße setzt, dafür aber in Rumänien noch mehr in Lohn und Brot setzt, kommt da kontinental gesprochen ein Plus an Jobs raus. Der Standort Deutschland, respektive Bochum, darf einer finnisch-stämmigen, global agierenden Aktiengesellschaft getrost egal sein.

Was stört Euch, liebe Politiker, an der Entscheidung Nokias, das Bochumer Werk dicht zu machen?

Der Umzug ins EU-Partnerland Rumänien wegen der dort abzugrasenden Subventionen?
Dann habt Ihr Europa als UNION nicht verstanden. In einer Gemeinschaft hilft man den Schwächeren, oder? Und Rumänien kann jeden Arbeitsplatz gebrauchen. Deutschland ist reich und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zeigt Euch solidarisch, wir können es uns leisten!

Stört es Euch an sich, dass Privatunternehmen Eure Subventionen einstreichen und dann wieder verschwinden?
Dann schafft die Subventionen ab. Und lasst den Kapitalismus sich frei entfalten. Das wird noch mehr wehtun, glaubt es mir. Oder sorgt dafür, dass Schlüsselsektoren wie die Telekommunikationsbranche und damit auch die Handyhersteller sowie Großkonzerne vergesellschaftet werden. So könnten Euch die bösen privatwirtschaftlichen Unternehmen nicht dauernd auf der Nase rumtanzen. Aber das wäre ja Sozialismus, und den will ja auch keiner, nicht wahr?

Nokia verhält sich gewinnorientiert und nutzt die Geschenke der Politik dabei aus. Das ist höchstwahrscheinlich sogar alles legal, im Rahmen der gegebenen politischen und ökonomischen Ordnung aber auf jeden Fall legitim und für die Unternehmensbilanz sinnvoll. Wem das nicht passt, der muss die Rahmenbedingungen ändern. Aber bitte nicht die Deutschen auffordern, nur noch bei Deutschen (von Deutschen Standorten) zu kaufen. Das lenkt von Eurer eigenen neoliberalen Politik ab, schafft schnell gefährliche Ressentiments und ändert nichts.

5 Kommentare:

Jonathan Schnülz hat gesagt…

Haha! Ich habe das Dings hier endlich gefunden! Fette Wurscht! Wenn ich mich nun für diese Computersache erwärmen könnte, würde ich auch diese ganzen Klickdingser an die recht Seite machen. Aber davon verstehe ich nüschte, schadeschokolade.
Aber sehr schick, Herr Grau! Mir kennat älles!

Jonathan Schnülz hat gesagt…

Achsoja, und Nokia ist auch so eine Sache, da hast du ganz recht (Recht?).

Anonym hat gesagt…

Wo stehe ich eigentlich politisch, wenn ich mich weigere, mein Nokia-Handy wegzuwerfen?

Unknown hat gesagt…

Habt Ihr den Cartoon dazu bei den Leichtmatrosen schon gesehen?

Björn Grau hat gesagt…

herzlich willkommen, herr schnülz!

@pilgerin: naja zumindest nicht in der nationalistischen ecke.

@cara: bitter, aber angemessen, der cartoon.