Informationskompetenz
Wenn es eine nachhaltige Kontroverse beim großen Gruppenkuscheln re:publica08 gab, dann die über die reine Frauenveranstaltung "Strickblogs oder Postfeminismus". An solch exklusiven Veranstaltungen gibt es sicherlich berechtigte Kritik, die einzige, die mir allerdings einfällt, ist die, dass hier mal wieder ein überkommenes bipolares Geschlechterbild zementiert wird. Wenn wir aber darüber hinwegsehen und die Zweipoligkeit für diesen Fall hinnehmen, dann kann ich nur sagen: Mehr geschlossene Veranstaltungen bitte!
Zum einen kann es jeder "Peergroup" nur gut tun, mal untereinander zu bleiben, um so intensiver zu diskutieren. Zum andern ist in einer von lauten Männern öffentlich dominierten, aber von Frauen mehrheitlich produzierten Blogosphäre jeder Ort ein guter Ort, an dem Robert Basic, Sascha Lobo und andere Alphamännchen mal nicht dabei sind (und ich kenne meine Rampensauqualitäten gut genug um mich da, würde mann mich auf ein Podium setzen, hinzuzuzählen).
Aber all das nur als Vorrede. Was mich eigentlich an der reinen Frauenveranstaltung wundert, sind diejenigen, die zu Beginn und während der Veranstaltung UND erst nach der Veranstaltung rumgemault haben, dass Männer ausgeschlossen wurden. Kinners, das war seit Wochen so angekündigt! Entweder seid ihr zu doof (oder zu faul), das Programm zu lesen. Oder mit der kritischen Masse ist es nicht weit her. Wie aus Helenes Nachbetrachtung im Genderblog hervorgeht, haben sich einige bei ihr persönlich schon im Vorfeld beschwert. Eine öffentliche Diskussion der Exklusivität gab es vor der Veranstaltung nicht. Das aber wäre meiner bescheidenen Meinung nach ein fairer, politischer, eben kritischer Weg gewesen, eine reine Frauenveranstaltung in Frage zu stellen. Sich nachher über etwas wundern und aufregen, was vorher klar war, ist blöde Meckerei, aber kein kompetenter Umgang mit verfügbaren Informationen.
Genauso verhält es sich mit der Kritik an und der Nichtbeachtung des Wunsches einiger Veranstaltungsteilnehmerinnen, den Mitschnitt aus dem Netz zu nehmen. Letztes Jahr gab es meiner Erinnerung nach auch ein oder zwei Panels, die nicht als MP3 oder so im Nachhinein verfügbar waren. Da war das Thema Datenschutz die Begründung und angesichts von Schäuble 2.0 auch schnell akzeptiert. Wie zeigefreudig trotz der um sich greifenden Totalüberwachung durch den großen Bruder Staat alle bei der diesjährigen re:publica waren, ist ein anderes Thema. Wenn Einzelne da nicht mitmachen wollten, wenn Einzelne das "Nützliche Vergessen", mit dem die Konferenz eingeleitet wurde, ernst nehmen, wenn einzelne versuchen kompetent mit den über sie verfügbaren Informatione zu haushalten, dann sollte dies eine Community, die sich gegen Vorratsdatenspeicherung wehrt, einfach mal akzeptieren und eigentlich auch gut finden. Aber das scheint schwer zu fallen, wenn dies Frauen machen.
Solange sich auch in der Blogosphäre die patriarchalen Beißreflexe so leicht auslösen lassen, solange reflexartig auf Menschen rumgehackt wird, die sich ihre geschlossenen Freiräume suchen, solange braucht es noch viel mehr nicht mitgeschnittene reine Frauenveranstaltungen auf den kommenden re:publicas.
2 Kommentare:
Aber was genau meinst du mit "überkommenes bipolares Geschlechterbild" ??
Vielleicht die traurige Einsicht, dass viele Männer auch nicht besser Blasen können ? ;-P
*fg
einige meiner allahgrössten fans stricken häkeln nähen, und sie
lesen.
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