Sprache der Mörder
Vor dem Zug der Erinnerung im Berliner Westhafen eine lange Warteschlange. Viele wollen wissen von den exemplarischen Einzelschicksalen der von den Nazis deportierten Kindern und Jugendlichen. Und von der allergrößtenteils ungesühnten Verstrickung der deutschen Eisenbahnfunktionäre in die Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reichs. Vielleicht auch davon, wie die Bahn AG diese Initiative offensichtlich nicht fördert, indem sie beispielsweise Haltewünsche verweigert oder die Haltezeiten des Zuges in ihren Bahnhöfen in Rechnung stellt. Offensichtlich sind auch einige ältere Menschen gekommen, die einen sehr persönlichen Bezug zu den Opfern der Nazis haben. Mitschüler, Nachbarskinder, Jugendfreunde von den Ermordeten zum Beispiel. Überlebende vielleicht?
Vielleicht ist die aufgeregte Dame mit den rot gefärbten Haaren eine von ihnen. Sie hält es kaum auf ihrem Platz in der Warteschlange aus. Zwischendurch beginnt sie unvermittelt zu weinen. Sie wandert umher. Der Herr hinter mir verspricht ihr, für sie "die Stellung zu halten". Beim Plaudern mit denen, die mit ihm hierher kamen, erinnert er sich an eine Begebenheit, bei der er sich "totgelacht" hat.
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