11.5.08

Ich weiß, warum ich euch so hasse


Wenn wir uns einen Moment vergegenwärtigen, unter welchen Umständen die Dresdner Altstadt entstanden ist, dann sollten Menschen mit demokratischer Gesinnung darauf dringen, ganz schnell mit der Abrissbirne vorzugehen und allerhöchstens den Zwinger als Mahnmal für menschenverachtende Politik früherer Zeiten stehen zu lassen.
Doch was geschah in diesem unseren Lande?
Während im real exisitierenden Sozialismus errichtete Gebäude gerne mit dem Verweis auf die unschöne Entstehungszeit abgerissen werden in diesem unserem Lande, bleibt das barocke Dresden stehen, ja es wird komplett saniert und die Frauenkirche gar neu aber in alt wiederaufgebaut. So wird aus den architektonischen Zeugnissen des Absolutismus ein patriotisches Denkmal eines Staates, der doch eigentlich demokratisch verfasst ist.
Da rennen dann alle die hin, die endlich wieder wer sein dürfen, was zur permanenten Überfüllung der Dresdner Altstadt mit westdeutschen Rentnern führt. Diese Kernwählerschaft der CDU schleicht dann humpelnd durch die Gassen und präsentiert ihre Rückenleiden, die senfgelben Versandkatalogs-Windjacken und beigen Bundfaltenhosen an Gesundheitsschuhen und die beginnende Demenz. Sie freuen sich, dass der Kommunismus vorbei ist, klagen über ihre schlechte Rente, die gar nicht für all den Nippes der Butterfahrten reicht und freuen sich, dass Dresden endlich wieder aussieht wie damals.

Leider können sich heutige Rentner ja gar nicht mehr an "damals" erinnern. Wenn sie alt sind, waren sie "damals" ja trotzdem erst Pimpfe. Auch waren die Rentner, die in Westdeutschland auf das Ende der Geschichte warten mussten, schon "damals" nicht in Dresden, doch an die Bombennächte können sie sich noch erinnern. Leider wurden Kassel und Pforzheim nach dem großen Krieg des kleinen Österreichers nicht wieder aufgebaut, sondern zweckmäßig hässlich in Beton neu gestaltet.
Zum Glück hatten die im Osten keine Kohle für sowas und so hat der schlimme Kommunismus ja am Ende doch was Gutes. Die Wessis geben gern für die Rekonstruktion des Vorkriegszustandes ostdeutscher Altstädte, so können wir endlich den Krieg vergessen und uns darauf konzentrieren, dass damals ja nicht alles schlecht war.
Die Autobahn zum Beispiel.
Mit der kann man auch Dresden ganz schnell hinter sich lassen.

(Mir wurde ja gesagt, die Dresdner Neustadt sei schön, aber da war ich noch nicht.)

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