10.6.08

Nachfahren

Draußen blüht das Leben und die alten Damen gehen. Für immer. Und es werden damit wieder weniger, die die alten Lieder noch können und das Handwerk noch beherrschen. Wir schweigen viel, weil sich das so gehört, wenn alte Damen ihren letzten Weg geschoben werden. Die Vögel in den Bäumen singen.
Langsam aber sicher sind wir nicht mehr Nachfahren, sondern haben welche. Und so gibt es gegen jeden Verlust die Gewissheit: Da kommt etwas Neues. Dieses neue Leben ist noch gar nicht da und schon so stark, dass ich erst im Angesicht des Todes merke, wie lange ich schon das Leben nicht mehr in Frage gestellt habe.
Ein Glück mitten im Schmerz. Und viel größer.

So jung habe ich mich nicht gefühlt, als ich es noch blutig war.
Es geht in Ordnung, dass die alten Damen gehen, sie waren sehr lang dabei, die letzten Meter wurden ihnen viel zu schwer.
Ich spüre, dass ich übernehmen kann. Es gibt Raum für neue Lieder. Ich bin stark. Das ist neu. Ich freue mich auf das neue Leben, das da kommt. Das schon in mir erwacht.

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