22.7.08

Gelöbnis allein zu Haus

Am Sonntagabend war ich kurz davor, mich mal wieder über die deutschen Medien aufzuregen. In Berlin traten frische Bundeswehrrekruten zum "öffentlichen Gelöbnis" ihrer Treue zum Staat an und die Nachrichten hatten mal wieder auf Lobhudelei geschaltet. Dass das Gelöbnis nicht öffentlich war, sondern die Wiese vorm Reichsttag weiträumig abgesperrt, war kein Grund, diese Farce zu thematisieren. Die Gegendemonstration war erschreckend klein. Aber selbst das war einem der öffentlich-rechtlichen Sender (ich habs vergessen, welcher und bin echt zu faul, mich jetzt nochmal durch die jeweiligen Abendnachrichten zu wühlen, es war entweder heute journal oder Tagesthemen) kein Anlass überhaupt über die Gegner der Veranstaltung zu berichten. Ausgewogene Berichterstattung sieht anders aus. SPOn dagegen hat ein reißerisches Video, in dem sie die kurzfristige Festsetzung der Ex-RAFlerin Inge Viett während der Demo durch die Polzei zum Riesending hochjazzen und ihr unterstellen, sie würde weiterhin gegen den Staat kämpfen, weil sie auf einer Demo gegen einen öffentlichen Aufmarsch der Armee vor dem Parlament war. Das ist tendenziös.

Wie gesagt, eigentlich wollte ich mich darüber aufregen. Aber dann fand ich einen ganz anderen Aspekt, den ich erst nicht beachtet hatte und am Montag dann durch die Zeitungslektüre drauf gestoßen wurde:
Die angebliche Öffentlichkeit dieses Gelöbnisses sollte aus politischer Prominenz bestehen. Die hatte bloß gar keinen Bock drauf. Merkel, der Herr Außenminister und noch wer aus der Regierung mussten extra mit richtig Druck zur Veranstaltung gedrängt werden. Will sagen, während die Armee Folklore im öffentlichen Raum betreiben will, geht dieser Wunsch den hohen Tieren der Zivilgesellschaft am Hintern vorbei.
Und das finde ich gut.
Denn solange dieses Land Streitkräfte unterhält (Über deren Sinn und Unsinn zu debattieren ist ein weites Feld auf dem ich sicher viel viel näher bei den Vertretern der Unsinnsthese stehe als andersrum, aber dennoch gewisse Notwendigkeiten nicht völlig abstreiten will), ist es mir lieber, sie treiben ihre Rituale vor Fernsehkameras als hinter Kasernenmauern (in der naiven Hoffnung, dass ideologische Entgleisungen bei der Veranstaltung wahrgenommen würden). Wenn dieses Treiben aber zeitgleich überhauptgarnicht dazu führt, dass sich Ämter und Würden im Glanz der Uniformen sonnen wollen, ist eine Militarisierung des Innern durch Offizielle so was weit weg, das wir nur noch den Schäuble seine Bundeswehr im Innern austreiben müssen, um wenigstens an dieser Front einigermaßen beruhigt sein können und uns anderen Konflikten innerhalb unseres Staates widmen können.

Es gibt wichtigeres als Gelöbnisse. Soziale Gerechtigkeit oder Atomausstieg zum Beispiel. Oder das Zurückdrängen des Überwachungsstaates. Oder der Kampf gegen ein Europa der Bürokraten.
Und dann haben wir ja alle auch noch ein Privatleben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

mann redest du viel scheisse. vielleicht solltest du mal in dich gehen und dich fragen, ob es dieses gemisch aus halbwahrheiten, respektlosigkeiten und unwissenheit wirklich wert ist, aufgeschrieben, geschweige denn veröffentlicht zu werden.

Björn Grau hat gesagt…

ach, ich liebe differenzierte kommentare!

1. ich schreibe hier scheiße und rede nicht. ist ja kein podcast.
2. was ist denn halbwahr, wo bin ich den unwissend? ich lern ja gern dazu.
3. anonym rumpöbeln ist ja so respektvoll.