Unhaltbar
Ich mochte mindestenshaltbar. Ich fand es toll, unterschiedlichste Texte längeren Umfangs zu einem Schlagwort zu lesen. Es war eben kein Blogportal, es war aber auch keine dieser anstrengend verkopften Schreibwerkstatt-Heftchen, in denen sich AVL-Studentinnen und Philosophie-Doktoranden verewigen.
Da sammelten sich Texte unterschiedlicher Menschen, da gab es eine Autorengemeinschaft, die ihre Texte eher nicht spontan oder tagesaktuell schrieben. Ich weiß, früher waren viele Blogs im Deutschprachigen raum so eher, sagen wir mal platt, literarisch orientiert. Diese Blogs gibt es immer noch, aber ich lese sie kaum. Ist mir zu viel Text ohne für mich erkennbaren Bezug. Aber einmal im Monat etwas mehr Stoff, angeordnet rund um ein Thema, das war edler, konzentrierter, tiefgängiger als der alltägliche Blogsound.
Dennoch, den Vorteil der Virtualität nutzte diese Gemeinschaft. Nicht zuletzt, weil Menschen von überall her zusammen schrieben, zusammengeführt, weil sie das Internet nutzen und nicht, weil sie ein gemeinsames Kunstkonzept, eine gleiche Ideologie oder so zusammengeführt hat.
Vergangenen September bin ich dann der Aufforderung des Don (zu der Zeit der Oberredaktuer von mindestenshaltbar) gefolgt, sich bei ihm zu melden, wenn einem was zum nächsten Thema einfällt. Und war damit für wenige Monate Teil dieser virtuellen Autorengruppe (1, 2, 3, 4, fünfmal war ich dabei). Ich fand das toll, auf Zuruf sozusagen über ein, zwei Wochen einen Text zu einem Vorgegebenen Thema zu entwickeln und auszuarbeiten. Ich hätte gern weitergemacht.
Aber leider ist mindestenshaltbar Geschichte. Ich vermelde das gut eine Woche später, als der Don, die Info ist also alt, mehr Infos zu den Beweggründen der mindestenshaltbar-Macher Knallgrau gibt es hier. Da steht auch was zu der Möglichkeit, das Ding zu übernehmen.
Wieso komm ich jetzt so spät mit dem Thema?
Weil ich so was wie mindestenshaltbar gern wieder hätte, mir aber klar ist, dass ich allein nicht die Kapazitäten habe, das Projekt zu übernehmen, erst recht nicht auf eigenes Risiko. Die redaktionelle Betreuung einer solchen Seite kostet Geld und vor allem Zeit, weil Arbeit. Nicht das Schreiben, das war bisher auch nicht mit pekuniärem Lohn gesegnet (abgesehen von der Lesung im April, da gab es ne Kleinigkeit). Nicht so sehr der Serverplatz, denke ich. Aber das Einrichten der jeweiligen Ausgabe, das Heraussuchen der passenden Illustrationen (die ich immer großartig fand!), die Betreuung der Autoren, das Hirmschmalz, gute Themen zu finden.
Ich hab das Geld nicht und vor allem nicht die Zeit (mal davon abgesehen, ob ich ein guter Chefredakteur wäre).
Knallgrau auch nicht mehr. Schade. Die müssen als Firma Geld machen, das war mit mindestenshalbar so nicht drin. Und Spielzeuge und Liebhabereien darf sich jeder leisten, es ist aber keiner dazu verpflichtet. Allerdings hab ich so eine leise Idee, dass es zuletzt wohl auch an Lust gefehlt hat. Zumindest deute ich so den Umstand, dass auf der mindestenshalbar-Seite bis dato keinerlei Hinweis auf das Ende des Projekts, wie wir es kennen, gibt. Sieht im Stich gelassen aus.
Nochmal: Ich will so was wieder! Noch jemand? Fällt uns gemeinsam was ein? So ein Projekt geht doch vielleicht auch arbeitsteilig? Vielleicht lässt sich ja was im Umfeld der Neuköllner Lesebühne im Ori (die morgen die letzte Veranstaltung vor der Sommerpause hat!) aufziehen. Vielleicht ist das aber schon wieder zu sehr Berlin. Hmmm.
Mir fehlt grad was im Netz.
1 Kommentar:
Basti und Patsy Jones machen im Moment etwas ähnliches mit Kurzschluss. Also vorgegebenes Thema, paar Blogger schreiben dazu Beiträge auf ihren Blogs. Ist zwar dezentral, hat aber meiner Meinung trotzdem nicht dieses Blogparaden-haftige.
Vielleicht tut ihr euch ja zusammen und überlegt euch da was. Nur ein Gedanke.
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