16.9.08

Müll

Muelleimer easy to use
(von soh, cc: by-sa)

Müll ist ein sehr deutsches Thema. In andern Ländern schmeisst mensch seinen Müll einfach weg, bis Neapel darin unterzugehen droht.

In Deutschland dagegen wird getrennt, recyclet, Müll aus Neapel gekauft. Es gibt in jeder Stadt ein eigenes diffiziles Entsorgunssystem. In Schwaben, wo ich mein erstes Vierteljahrhundert verbrachte, gab und gibt es horrend teure Restmülltonnen und in jedem Dorf einen Recyclinghof, auf dem sich die ganze Gemeinde jeden Sammstag traf und trifft, um in mühseliger Kleinarbeit den eigenen Müll zu Wertstoff zu trennen.
In Berlin läuft das etwas näher an der kapitalistischen Wahrheit. Da nämlich wird alles, was Wertstoff sein könnte, kostenlos direkt am Wohnort abgeholt von Recyclingfirmen, die den Rohstoff Müll dann zu Gold machen. Machen die Müllmänner in Schwaben natürlich auch, nur da wird der Bürger von der Mafia aus Lokalpolitik und Recyclingfirmen noch gezwungen, als kostenlose Arbeitskraft der Müllabfuhr zur Verfügung zu stehen, um den Dreck vorher auszuspülen und vorzusortieren.
Die Berliner Recycler sind nicht ganz so unverschämt, die freuen sich einfach, dass sie ihre Rohstoffe nicht einkaufen müssen und holen Papier, Glas, Plaste und Alu eben vor der Haustür ab.

Das ist für den Einzelnen sehr bequem. So bequem, dass es immer wieder vorkommt, dass Menschen ihren Müll einfach nur neben den dafür vorgesehenen Behältern abladen. Gut, Zeitungen vom Tage oder Pfandflaschen fliegen bei mir auch nicht in die Tonne. Die kann ja vielleicht noch jemand lesen oder sich das Pfand auszahlen lassen. Aber wieso neben den Altglascontainern um die Ecke ein Korbstuhl und ein Futon liegen, erschließt sich mir nicht so ganz. Weil sie nicht durch die Öffnungen der Glascontainer passen?

Die Mülltonnen bei uns im Hof sind leider von der STraße aus einzusehen. Das führt dazu, dass wir jede Menge Fremdmüll haben. Bei uns allerdings wären die Tonnenöffnungen groß genug, um den dort abgelagerten Scheiß einzuwerfen. Machen dennoch nicht alle. Zwar plagt sie das Öko-Gewissen soweit, dass der Müll zur Tonne anderer Leute getragen wird, aber ein Einwurf wäre dann wohl zu viel verlangt.
Vielleicht ist der Müll aber auch nur ein geheimes Zeichen. Schon zwei Mal lagen da nämlich persönliche Dokumente wie Ausweise und so nur leicht zerstört mit drin. Hab ich da Indizien von Gewaltverbrechen auf dem Hof? Gebrauchtes Material von Schleuserbanden. Der Beginn anonymer Existenzen?
Und mal im Ernst: Hätte ich die Polizei rufen sollen, statt die Tüten samt Inhalt in die Tonne zu kloppen?

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