3.1.07

Was ist so toll an Studis?

Endlich! StudiVZ gehört nun komplett Holtzbrink (via). Die Verlagsholding kann nun direkt auf jede Menge Neukundendaten zugreifen. Aber den meisten wird das egal sein, denn sie leben ja eh von den Probeabos, die Studis.
Ich finde einen Nebeneffekt an diesem Deal interessant. Mir ist schon klar, dass zu studiVZ Dependancen in halb Europa gehören und Holtzbrinck international denkt. Aber auf dem deutschen Magazinmarkt läuft gerade ein Kampf, der sich mir nicht voll erschließt:

Mit diesem Kauf sind das Wochenmagazin Zeit und studiVZ unter einem Dach. Die Zeit buhlt ja ähnlich wie die anderen Wochenmagazine permanent um die Hochschüler. Bisher waren das extra Aboangebote oder besondere Subpublikationen (Zeit Campus oder Uni-Spiegel bspw.). Vor einigen Monaten hat Focus als erstes die Web 2.0-Nummer direkt für sich entdeckt und ein eigenes Studiportal aufgemacht, dass studiVZ durchaus ähnelt.
Aufhänger ist das neue PDF-Magazin "Focus Campus" (ooops, dass die Zeit da noch nicht böse wurde...), dessen kostenloses Abo nur über die dazugehörige Communitiy läuft.
Nun hat auch die Zeit engen Kontakt und kurze Zugriffswege auf eine Communitiy (auf die größte im deutschsprachigen Raum) und nur der 60 Jahre alte Spiegel hinkt meines Wissens hinterher. Arme Sau. Oder?
Ich versteh nämlich nicht so ganz, warum die gerade alle um Hochschüleraufmerksamkeit kämpfen. Klar, Kundenbindung und Credibility bei den Trendsettern und all das. Aber wird die BRD nicht immer älter? Ist es da nicht mittelfristig doof, auf die immer weniger werdenden Jungen zu setzen?
Ganz ehrlich, so ganz versteh ich den Kampf der Verlage um die Studis nicht.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

alle kloppen sich um die studis, oder was?

 miss sophie hat gesagt…

Ja, was ist eigentlich so toll an Studis?

Vermutlich die Erscheinung des "Ich hab kein Geld und geb´s mit vollen Händen aus". Ich möchte behaupten, der Student an sich hat - neben dem HartzIV-Empfänger an sich - die niedrigste Sparquote gemessen an den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Alles wird innerhalb eines Jahres, meist in noch kürzerer Zeit, wieder in den Warenkreislauf investiert. Kultur und vor allem der die Kultur begleitende Konsum erfreuen sich - natürlich nicht nur - unter Menschen im 1. Bildungsweg größter Beliebtheit. Gefundenes Fressen also für operatives und vertriebliches Management.

Hinzu kommt das Phänomen kurzfristigen Handelns großer Unternehmen. Wunderbar lässt sich dies am Stichwort "Shareholder Value" sehen. Galt vor einigen Jahren und Jahrzehnten für Firmen das Finanzierungspinzip 30-70 (30% Eigenkapital stehen 70% Fremdkapital, meist Kredite, gegenüber), so wird dieser Maßstab in realiter und in den BWL-Büchern längst nicht mehr als the way to go beschrieben. Eine Stärkung des EKs lässt sich am Besten durch Beteiligungsunternehmen erreichen. Das was Holtzbrinck anfänglich beim StudiVZ gemacht hat. Dieser Kapitalmacht beugen sich hohe Manager gern willfährig und setzen ihr Möglichstes daran, das brav im Studium gelernte Minimax-Prinzip in die Tat umzusetzen. Mit möglichst wenig Mitteln einen möglichst hohen Gewinn einfahren. Und das alles in kürzester Zeit. Der Anteilseigner (Shareholder), oder genauer der Wert der Aktien des Anteilseigners (Shareholder Value) soll schnell wachsen, damit der Anteilseigner glücklich ist und die Anteile bald zu mit gewinn verkauft werden können.
Dieses kurzfristige Denken hat sich nun offenbar in weite, weite Teile der Wirtschaftslandschaft ausgebreitet.

Das ist natürlich keine umfassende Erklärung. Wirtschaft ist ein Diskurs. Aber ein wichtiger Knotenpunkt ist obiges allemal.