Alle Macht geht vom Volke aus
Ich finde Menschen, die sich von der Masse abschotten und dabei behaupten. für ebendiese Gutes zu tun, komisch. Sowas gehört hinterfragt und kritisiert.
Ich finde, dass möglichst viele gemeinsam übers sogenannte Allgemeinwohl entscheiden sollten. Und nicht die obersten 10.000 acht Regierungsschefs.
Ich finde es wichtig, dass in vier Wochen rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm klar wird, dass es ganz viele gibt, die elitäre Entscheidungsstrukturen in Frage stellen. Das diese vielen nicht nur am extremen Rand der politischen Landschaft zu finden sind, darauf bauen und hoffen die Zusammenarbeitsbemühungen von G8-KritikerInnen und -GegnerInnen vom christlichen bis ins linksextreme Lager.
Darauf baut auch der Mobilisierungsfilm, den attac für die Anti-G8-Tage vor rund drei Wochen ins Netz gestellt hat.
Daran krankt der Film aber auch. Er will werben und informieren. Er will jung und hip sein. Er will alle "guten" potentiellen G8-KritikerInnen unter einen Hut bekommen, linke AktivistInnenen, Bischöfe, Anzugträger und Popmusiker kommen zusammen, wo sie nicht zusammenpassen. Und dennoch soll das Filmchen irgendwie ein wenig radikal wirken. Ach Filmchen, für dieses Label ist das Ding mit beinahe 10 Minuten Laufzeit fast schon zu lang:
DirektPropaganda
Was schon im Film auffällt, wird in dem von Anne schon angesprochenen Interview in der taz nur noch verstärkt: Der G8-Protest will auch Pop sein und nimmt sich mit Jan Delay ein scheinbar passendes Maskottchen.
Das gute Kommunenkind hat in der Vergangenheit den Revoluzzer gegeben, ist aber gar kein Naomi Klein-Jünger. Diese widersprüchliche Mischung macht in spannend. Er bekommt dadurch so etwas wie Individualität.
In Wahrheit ist er eigentlich für eine ernstzunehmende Mobilisierung der Grundfalsche. Bei ihm ist der Protest pure Attitüde, seine Argumentationen sind unterhaltsam aber dämlich. In der Verweigerung, seinen Anti-G8-Protest auch nur ein wenig argumentativ zu untermauern, erweckt Delay den Eindruck, er wolle Randale um der Randale willen und dabei weiterhin als Litfaßsäule für die großen Labels der Bekleidungsindustrie herumzulaufen.
Naja, vielleicht begeistert er ja ein paar Kids für die Anti-G8-Gaudi, die dann immer noch von anderen inhaltlich gefüllt werden kann.
Die Gaudi (das Anti-G8-Kulturprogramm) als auch die Mobilisierungsarbeit für weitere Aktionen soll über den Verkauf von Musiksamplern finanziert werden.
Halbgare Clips und komische Delay-Sprüche sind kein Grund, nicht doch ein wenig basisdemokratische Meinungsbildung zu betreiben. Jeden Tag, besonders aber Anfang Juni 2007. Solange wir den Mund halten, wird so was (via) öfters vorkommen.
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2 Kommentare:
Oh. Da gehste aber hart mit Herrn Delay ins Gericht, ist er doch einer der ganz, ganz wenigen, der überhaupt das Maul aufbekommt. Und zwar soweit, dass ich ihm fast glauben möchte. Seine Biographie macht ihn doch irgendwie authentisch, wie ich finde.
Ich mag seine Musik. Ich finde ihn unterhaltsam. Ich finde es auch gut, dass er das Maul aufbekommt. Er setzt sich dabei auch allermeist für Sachen ein, die ich auch wichtig finde. Ich glaube ihm auch, dass er glaubt, was er sagt. Aber das ist oft einfach unreflektiert und dämlich.
Klar kann und soll ein Song nicht eine ausgewogene politische Argumentation ersetzen. Aber in Interviews erwarte ich etwas mehr als halbstarke Positionen.
Ich bin dagegen, weil es Style hat - das ist kein sonderlich überzeugendes Argument.
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