3.9.07

Die zweitnächste Toilette

Wenn ich nicht gerade im Auftrag meines alten Kumpels Peter P. Sicherheit garantierend durch Berlins Häuserschluchten swinge oder auf den Paketboten warte, verbringe ich seit Ende Oktober 2003 viele meiner Tage in einem der Zweckmäßigkeit des Strukturalismus' verpflichteten Gebäude im Südwesten der Stadt, die der Eingeborene gern Balihn nennt.
Mittlerweile habe ich es mir dort fast heimisch gemacht. Links den Gang runter ist der Automat, der erst meine Reflexe testet und mich dann mit Dingen versorgt, von denen die Werbung behauptet, sie seien Nahrungs- und Genussmittel. Rechts den Gang runter ist der Restroom, wie die Amis blödsinnigerweise zum Scheißhaus sagen. Ich lass da zwar manchen Rest in die Kanalisation aber ausruhen will ich da nicht. Das geht schon besser auf dem idyllischen Innenhof nächst zu meinem Domizil. Es sei denn, es regnet. Dann wird's eng mit Ausruhen. Aber davon wollte ich gar nichts erzählen.

Vorhin drückte die Blase. Da ich durch mir diffizil erscheinende Belohnungs- und Bestrafungsfolgen gelernt habe, nicht in den Automaten zu pinklen, der rechts den Gang runter zu finden ist ("Mit dem Essen spielt man nicht!", sagte Oma immer), ging ich links zur nächstgelegenen Urinalansammlung. Die heuer aber verschlossen war. Grundreinigung war als Grund fürs Verschlossensein angegeben. Hmmm... Und was macht die Putzkolonne sonst, wenn sie da drin rumschrubbt? Egal, das Klo war zu.
Ein leiser Ärger addierte sich in mir zum durch Blasendruck verursachten unangenehmen Grundgefühl hinzu und ich dachte mir: Na super! Die zweitnächste Toilette ist geschätzte 200 Meter den Gang hoch. Dann mal schnell!
Und dann geschah es:
Nach bald vier Jahren Wandeln durch die heiligen Hallen entdeckte ich, dass mein zweitnächstes Klo gar nicht das zweitnächste, sonder das drittnächste ist. Quasi gegenüber meines Stammpissoirs liegt etwas versteckt hinter einer tragenden Säule noch eine Toilette, die ich in all den Jahren einfach nciht wahrgenommen hatte! Und nicht nur mir scheint es so zu gehen, denn diese Toillete ist so blitze blank sauber, da reicht eine Grundreinigung gar nicht. Das wird jetzt meine quasi private Stammtoillete.
Für Gutes gehe ich gern etwas weiter.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es mag ja sein, daß die Herren der Schöpfung diese Toilette noch nicht als Möglichkeit zum Austreten erkannt haben, bei den Damen aber, geschätzter Herr Grau, ist das durchaus der Fall. Das Damenpendant zum von Ihnen als so angenehm geschilderten Etapissements jedenfalls ist oft voll und gern auch verschmutzt.

Björn Grau hat gesagt…

Euer zweitnächstes Etapissement ist ja auch nicht hinter einer Säule versteckt! ;-)

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch! Aber passen Sie bloß auf: als ich dachte, ich hätte eine bisher unentdeckte Brüllschüssel aufgetan, frug der Pakwächter, warum ich sein Bidet nicht mag.
Wie man's macht.