Ichkonstruktion
Teil 1 meiner Gedanken zur Tagung "Neue Medien zwischen demokratischen
und ökonomischen Potenzialen II" am ZKM in Karlsruhe.
Eines vorweg: Wir sind um drei Uhr in der Nacht in Berlin losgefahren, um pünktlich zum Beginn der Veranstaltungen vor Ort zu sein. Baustellen, Unfälle auf der Strecke und unsere Ortsunkenntnis in Karlsruhe haben es mit sich gebracht, dass das nicht klappte und wir mitten in die Keynote von Peter Glaser geplatzt sind. Auf dem Weg zu den Sitzplätzen haben wir auch MC Winkel die Hand geschüttelt. Bekannte im real life machen das so. Deshalb sind wir noch lange nicht sein Fanclub. Vorurteile dienen nur der Lagerbildung aber nicht der Diskussion.
Vanessa Diemands Eingangsvortrag zum Vortragsblock "Ich" hat mir sehr einleuchtend auch aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht bestätigt, was mir das Studium der Literaturwissenschaft schon länger klar gemacht hat:
Ich gibt es nicht. Es gibt nur Ichs. Das gilt besonders beim ins Internet schreiben. Ich schreibe mich nie komplett ins Internet. Ich wähle aus, ich bearbeite, ich beschönige, ich verfremde, manchmal lüge ich gar. Bewusst und unbewusst. Ihr lest all das. Und macht Euch ein Bild. Das stark geprägt ist von Euren Gedanken. Es ist völlig egal, ob ich, wie Robert Basic später am Tag behauptet, ich sein will, oder ob ich eine explizit eine Kunstfigur sein will. Ich bin für jeden da draußen etwas anderes.
Rainer Meyer ist nicht Don Alphonso. Diese Figur hilft ihm, Dinge aus seinem Leben so zu verfemden, dass er darüber berichten kann, ohne zu entlarven. Würde er sein Umfeld entlarven, könnte er nicht mehr bloggen. Das leuchtet ein. Fonsi ist ein unperfekter, arroganter, hochnäsiger schlechterer Sohn aus besserem Hause, sagt Rainer Meyer. Rainer Meyer erwies sich für mich als grundsätzlich sympathischer, einigermaßen ruhiger und schüchterner Mensch. Rainer Meyer ist nicht Don Alphonso. Bei manchen Themen aber, sagte er, decken sich der Don und er.
Und hier beginnt für mich ein Problem: Wenn Rainer Meyer ein Thema wirklich wichtig ist, warum versteckt er sich dann bei den Schlagabtäuschen zu diesem Thema hinter den arroganten hochnäsigen schlechteren Don? Warum geht er da nicht als Rainer Meyer in den Ring? Auch wenn entsprechend meiner Schlüsse aus Vanessa Diemands Vortrag mein Rainer Meyer immer noch nicht der ist, der er selber sein will (weil das gar nicht geht, da ich meine Wahrnehmung da nicht wegdividieren kann (wobei "ich" hier für jeden von uns gilt)), ich glaube ein etwas weniger arroganter, hochnäsiger, schlechter Ton würde seine Kritik glaubwürdiger machen. So bleibt die laute Ankündigung des Don der vergangenen Wochen, MC Winkel in Karlsruhe auseinander nehmen zu wollen. Rainer Meyer hat bei Winkels Auftritt (später mehr dazu) geschwiegen. Den Fonsi habe ich da nicht gesehen.
Mein Fazit hieraus: Auch wenn wir mit unseren Blogidentitäten immer Ichkonstruktionen sind, nie aber Ichs, es funktioniert nicht, eine Kunstfigur in reale Diskussionen zu schicken.
Es wurde in der Nachbereitung der Veranstaltung auf diversen Blogs bereits bemängelt, dass die Angriffe gegen Meyer im Rahmen der auf die Vorträge folgenden Diskussion dazu führte, dass Vanessa Diemand und der dritte Redner, Peter Praschl ungerechtfertigterweise in der Diskussion missachtet worden wären. Was Vanessa Diemands Thesen angeht, stimme ich dem zu. Peter Praschls sehr schöner Text über (soweit ich das verstanden habe) das leise Ich dagegen war Poesie. Da diskutiert sich nicht so leicht drüber. Erst recht nicht, wenn der Autor schon vor den Publikumsfragen auf die Fragen des Moderators zu Diskussionbeginn mit Diskussionsunlust antwortet. Das leise Ich bleibt bei sich. Ist sein gutes Recht. Aber beschwere sich dann keiner (er selbst hat das auch nicht), wenn nicht drüber gesprochen wird.
4 Kommentare:
Einerseits war meine Reaktion auf Herrn Winkel schon in meiner Antwort auf ihn in der Debatte vorweggenommen. Andererseits habe ich während seines Vortrags überlegt, ob ich nicht genauso klein, verheult und pinscherartig wirke, wenn ich ihm dann eine reinwürge. Die schlonzige Selbstentblödung auf der Bühne hat mich dann verschont, darauf eine Antwort geben zu müssen. Um es mit Villon zu sagen: In MC Winkels Puff kriegt jeder, was er braucht.
Don: ich glaube langsam, Rainer Meyer hat am freitag untertrieben, als er sagte, er halte dich für dumm.
Ich vertrete hier, so zeigt es der Blick durch die Beiträge zur ZKM-Tagung auf den Blogs der Konferenzgäste, die Mehrheitsmeinung, wenn ich schreibe, dass Rainer Meyer und nicht Don Alphonso auf der Tagung referiert hat. Ich schreibe wie einige andere auch, dass ich das Verstecken hinter der Kunstfigur in der realen Auseinadersetzung problematisch finde. Du pöbelst hier schon wieder gegen MC Winkel. Mich würde Rainer Meyers Antwort auf meine Ansicht interessieren. Dass Du als Kunstfigur keine Lust auf sachliches Argumentieren hast, ist hinlänglich bekannt und untermauert meine These, dass eine mindestens diskutable Kritik nicht mehr fruchtet, wenn sie hinter pöbelnden Kunstfiguren versteckt vorgebracht wird.
Wenn Du, Don Alphonso weiter pöbeln willst, dann doch bitte nicht hier.
Sollte Rainer Meyer (über den ich im Beitrag schreibe) sich nicht weiter hinter Pöbeleien seiner Kunstfigur verstecken wollen, würde mich eine Diskussion mit ihm sehr interessieren. Dein pinscherartiges Gekläffe nervt, Don.
Ach ja, was für ein Spießer-Problem hast Du eigentlich mit Nutten und Bordellen?
Danke, nö, schüttel mal lieber dem Ämsie die Hände, ciao.
Du Mehrheitsmeinungsvertreter :-)
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