6.12.07

Bericht=Schreiben von einer verrathenen Courtesie (zweiter Teil)

Was bisher geschah.

Als er dieses von der furchtsamen Magd heraus gebracht, befiehlet er ihr, durchaus nicht die Sache zu verrathen, iedoch die Stunde umb 11. Uhr den Amanten zu beniemen; Giebt darauff der Magd ein gutes Trinckgeld, welches auch so wohl als die Befreyung von der verdienten Straffe ihrer Kuplerey so viel würcket, daß sie ihres Herrn Befehl nachlebet. Umb 10. Uhr machet sich Alphonso verkleidet selbst nach seinem Hause zu, schleichet die Treppen mit einem guten Prügel hinauff, und nach seiner Frauen Kammer, die auch schon im Bette mit Verlangen auff ihren Nebenmann wartet, und in der Finsterniß sich bereits den Vorschmack von allerhand Wollüsten mag gemachet haben. Als sie Alphonsen höret hinein kommen, richtet sie sich auf, fragend: Bist du da, mein Kind, sey ja stille, daß es das unweit hiervon liegende Gesinde nicht innen wird, und lege dich herein.
Alphonso fasset sie allmählig bey der Hand, redet kein Wort, sondern wischet mit seinem Prügel hervor, und misset ihr den Rücken so wohl, daß er mit braun und blauen Schnüren über und über verbrehmet wird. Sie, in Meynung, daß ihr ihr Liebhaber diese Streiche giebet, heist ihn einen Schelm über den andern, fluchet ihm alle Teufel auff den Hals, daran sich aber Alphonso wenig kehret, sondern in seiner Arbeit so lange fortfähret, biß ihm der Arm von Schlagen müde wird, und damit begiebt er sich in aller Stille wieder davon.
Er machet sich hernach herunter, lässet seinen Herrn Gevatter, der ihm die erste Nachricht gegeben, heimlich zu sich hohlen, und passen sie beyde in den finstern Hause den darauff ankommenden Liebhaber auff den Dienst. Diesen überfallen sie mit solcher Geschwindigkeit, daß ehe er sich kan zur Wehre setzen, ein starcker Prügel=Hagel auff alle seine Glieder fällt, und sie mit so blauen Flecken beseeliget, als wenn es Kiesel=Steine darauff geregnet. Er entkommt ihnen endlich, nachdem er Degen, perouqve und Hut zum Unterpfande des künfftigen Aussenbleibens da gelassen.

Weiterhin aus: August Bohse: Des Galanten Frauenzimmers Secretariat-Kunst. Leipzig 1692, S. 438f.
Fortsetzung folgt.

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