9.12.07

Bericht=Schreiben von einer verrathenen Courtesie (dritter Teil)

Was zu Beginn geschah.
Was später geschah.

Die beyden Kloppfechter gehen darauff ganz ruhig in ihr ander Quartir, nachdem Alphonso der Magd befohlen, wo die Frau morgen schreiben würde, ihm ja den Brieff zu lieffern, oder er wolte ihr lassen den Staupbesen geben. Die indeß von allen Schlägen sich kaum erhohlende Frau dencket schon auff die abscheulichsten Schelt=Worte, die sie den folgenden Morgen durch eine scharffe Schrifft ihrem undanckbaren Liebhaber wolte zuentbieten lassen.
Da nun die Sonne wieder hervor bricht, sie aber vor Mattigkeit und Wehklagen nicht aus dem Bette kommen kan, bleibt darinnen liegen, lässet sich Feder und Dinte geben, und setzet eine grausame Straff=Predigt auf, die sie dem Courtisan durch die Magd schicken will. Diese aber bringet sie an ihren Herrn, welcher sie behält, hingegen befiehlet, zu seinem neuen Schwager zu gehen, und im Rahmen ihrer Frauen zu fragen, warumb er gestern aussen geblieben.
Die Magd hilfft die Comoedie, wie sie angefangen, vollends hinaus zu spielen; Als sie aber zu dem wohlabgedroschenen Liebhaber kömmt, donnert dieser unmenschlich, daß ihm ihre Frau ein solches Bad bestellet, und gibt der Magd ein Schreiben an sie, voll von den abscheulichsten Drohungen, wie er sich an ihr rächen wolte; Denn er keiner andern Meynung, als daß sie ihm diese Suppe eingebrocket: Die Magd überbringet solches an Alphonso, der es nebst seinem Hn. Gevatter mit ziemlichen Lachen durchlieset, den Tag noch bey ihm verziehet; Den dritten aber bey guter Zeit sich wieder auff seinen Wagen setzet, und, als käm er von seiner Reise zurück, nach Hause fähret.
Er fraget, als unwissend, wo seine Liebste ist, da denn das Gesinde berichtet, daß sie gar unpaß zu Bette läge. Er besuchet die Patientin, stellet sich, als ob ihm diese unvermuthete Kranckheit sehr leid wäre, und aus Sorgfalt rathet er ihr zur Ader zu lassen, damit man allen gefährlichen Zufällen möchte zuvor kommen. Sie will dazu lange nicht stimmen; Er nöthiget sie aber, daß sie darein willigen muß.

Immer noch aus: August Bohse: Des Galanten Frauenzimmers Secretariat-Kunst. Leipzig 1692, S. 439ff.
Fortsetzung folgt.

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