16.12.07

Bericht=Schreiben von einer verrathenen Courtesie (vierter und abschliessender Teil)

Was zuletzt geschah.
Was davor geschah.
Was eingangs geschah.

Der Barbier kömmt, und muß ihr auff Alphonso Geheiß so viel Blut abzapfen, als er meynet, daß es genug, ihre Liebes=Hitze zu dämpffen.
Da sie nun noch mehr Mattigkeit dadurch empfindet, saget er, daß er ihr ein Stärck=Pulver wolte zurichten lassen, wovon er ein herrlich Recept auff der Reise bekommen, und solte sie es erstlich nur selbst ansehen, von was vor köstlichen Ingredientien es zugerichtet wäre; Damit giebt er ihr statt des Recepts des Liebhabers Brieff an sie, gehet aus der Kammer, sie ermahnend, es nur durch zu lesen; Die gute Frau erschrickt hefftig über dessen Inhalt, und wohl merckend, daß ihr Liebhaber eben so eine starcke dosin als sie muß von dem so genannten Stärck=Pulver bekommen haben, weiß sie nicht, wie sie sich rathen soll; Indem tritt ihr Mann wieder zur Kammer hinein, bittet umb Verzeihung, daß er ihr nicht das rechte Recept gegeben, und reichet ihr davor ihren eigenen Brieff; Da sie nun die Hand alsobald kennet, wird sie in noch grössere Furcht gesetzet, die aber Alphonso noch verdoppelt, als er mit den Degen, der Perouqve und den Hut des abgefegten Schwagers hervor wischet, sagend: Sie solte doch sehen, was er vor weniger Zeit für einen guten Kauff gethan, indem er vor dieses alles nicht mehr als einen Puckel voll Schläge gegeben.
Die Frau kriecht zum Creutze, bittet tausendmahl umb Gottes willen, ihr ihre begangene Thorheiten zu verzeihen; Sie wollte gerne die empfangene Züchtigung annehmen, und ihm nimmermehr wieder untreu werden. Alphonso, nachdem er ihr noch eine starcke Predigt gehalten, versöhnet sich endlich wieder mit ihr, und vertragen sich nun diese beyden auff das beste miteinander.
Dieses ist der Verlauff der gantzen Historie mit allen ihren Umständen. Monsieur vergebe mir, daß ich in der Beschreibung etwas lang gewesen, weil ich nicht gerne davon etwas wollen aussen lassen. Zum wenigsten lernet man daraus ein Mittel, seine Frau wieder ehrlich zu machen, welches ich doch nicht wündschen will, daß es Monsieur zu brauchen jemahls nöthig habe.
Im übrigen aber recommendire mich seiner affection, und verbleibe

Monsieur
Vôtre tres humble Serviteur.

Aus: August Bohse: Des Galanten Frauenzimmers Secretariat-Kunst. Leipzig 1692, S. 441f.

Keine Kommentare: